Wahrheit soll man speien, nicht sprechen. So bleibt sie ihrem Wesen treu!
Was ist speien? Im eigentlichen Sinn will man damit das unwillkürliche Übergeben bezeichnen. Man kann nicht anders. Es ist also eine Machtlosigkeit, ein Unvermögen. In unserer Kultur einer Trennung zwischen einem persönlichem Ich und einem öffentlichen Ich, einem Privatleben und einem Arbeitsleben sind wir einer spaltenden Kraft ausgesetzt. Tun und Wollen sind derart voneinander getrennt, dass wir vielmehr gespalten sind: Auf der einen Seite scheiternde Wahrhaftigkeit und auf der anderen Seite verbotene Wahrheit.
Wie soll man hier ein Selbst konstruieren um es dann zu sein?
„… die Bürger demokratischer Gesellschaften sollten Kurse für geistige Selbstverteidigung besuchen, um sich gegen Manipulation und Kontrolle wehren zu können…“ Noam Chomsky – Mediacontrol
Diese Selbstverteidigung sollte schon längst als Instinkt jedem innewohnen. Diesem ständigen Mahlen zwischen Konsumismus und Kapitalismus sind wir zum Opfer gefallen. Unser moralischer Kompass ist verbogen. Wir verstehen nicht, wie wir von der selbstgeschaffenen Maschinerie zum Mittel degradiert werden. Von unserer eigenen Kokakultur aus betrachtet sind wir nichts weiter als Mittel eines Zwecks, der allem entfremdet ist, was man Natur, nachhaltig oder moralisch nennen kann. Wir sind Konsumenten, Klienten, Kapitaleigner, Zielgruppe. Wir sind Objekte. Gegenstände, auf die keine Rücksicht genommen werden braucht.
Was heißt also die “Wahrheit zu speien”? Es heißt, dass man seine Wahrhaftigkeit in einem Maße entwickelt, dass es einem unmöglich ist, das Schmierentheater zu spielen, dass einem von allen Seiten versucht wird aufzudrängen. Das bedeutet Ausstieg aus unserer Lifestylekultur.