Selbstwert durch Altruismus

Wie gelangt man nun zu Selbstwert? Wodurch kann man erlernen, dass man selbst wertvoll ist? Eine einfache Möglichkeit ist, sich zu fragen, wie wertvoll man für andere ist. Wer für andere wertvoll ist, hat einen guten Grund zu glauben, dass er selbst wertvoll ist.

Wir können dies verallgemeinern und uns die Frage auf andere Weise stellen:

Wie viel Gutes bringe ich in die Welt?

Ich glaube nicht, dass sich allzu viele Menschen mit einer ehrlichen Antwort gut fühlen. Da ist es kein Wunder, dass so wenig Menschen in der Lage sind, sich selbst als wertvoll zu erachten.

Altruismus ist damit eine Quelle für Selbstwert und der mangelnde Selbstwert kann als Hinweis auf modernen Egoismus gesehen werden.

2 Responses to “Selbstwert durch Altruismus”

  1. Erik

    Gute Artikel wieder. Hierzu: Ich glaube auch ein Problem ist, dass wir versuchen, Wert mit Geld zu messen (Finanzbilanz, BIP etc.). Viele Werte sind jedoch immateriell und nicht bezifferbar. Dadurch übersehen wir den Wert von immateriellen Dienstleistungen (lächeln, schwächeren helfen etc.) und verrennen uns in Berufen in denen eine Illusion von Wert-Erschaffung erzeugt wird, die durch das Mittel Geld verschleiert wird. Die Konsequenz die ich ziehe, ist dass ich auch eine direkt, unmittelbare, unbezifferbare Hilfe leisten möchte. Das kann im Beruf sein (ein extra, was nicht gefordert ist) oder eine Hilfe, für die ich nicht entlohnt werde, und das zwischenliegende Mittel (hier Geld) wegfällt. Und es kann auch etwas sein, was nicht immer meinen Stärken entspricht und ich mir vielleicht auch etwas schwer tue.

    Ich möchte noch diese Geschichte teilen (das ist eine E-Mail, die ich vor 2 Wochen geschrieben habe): Auch bedingt durch ein paar andere Erlebnisse habe ich mir vor dem 2. Termin gesagt, ich lasse meine Erwartungen los und sehe was auf mich zukommt, und lasse es fließen. Ich habe schon der Julia, die mich dort betreut meine Vorstellungen geäußert, aber ohne Forderungen oder Erwartungen, einfach wonach ich mich am ehesten hingezogen fühle – es ist eine schön offene Kommunikation mit ihr.

    Ich habe mich immer zu manchen Personen stärker hingezogen gefühlt bis hin zu einer Art “platonischen” Verlieben bei einer älteren Dame. Bei anderen Personen fühle ich mich nicht hingezogen.

    Heute hat es sich gefügt, dass noch genau eine solche für mich anziehende Person noch jemanden gebraucht hat, um zu ihrem Zimmer zurückgebracht zu werden. Sie heißt xx und ist schon 94 Jahre alt, ich habe schon von Anfang an ein gutes Gefühl zu ihr. Wir haben uns in ihrem Zimmer noch unterhalten und der Ersteindruck hat sich zu 100 % bestätigt, sie hat so herzerwärmende Sachen über ihr Leben gesagt und wie sie es nicht als selbstverständlich sieht, dass sie die Leute pflegen, deren Hilfe sie doch bedarf. Andere sind nicht richtig dankbar dafür, weil sie sagen ja sie werden ja bezahlt. Aber alle Menschen machen alles immer noch freiwillig und manche helfen mit Herz, ohne dass sie es müssten, das gehört ja nicht zur “Arbeitspflicht”. Dafür ist sie sehr dankbar, auch weil sie sich gleichzeitig ein wenig schämt weil sie in den letzten Wochen leider stark körperlich abgebaut hat. Zum Abschied habe ich sie gefragt, ob ich sie umarmen darf und dann haben wir uns umarmt.

    Ich bin so unglaublich dankbar für dieses Erlebnis. Es war heute ein sehr großes Glück (wie groß war bitte genau dafür die Wahrscheinlichkeit) wenn ich es gerade so reflektiere. Ich wünsche dass sie noch lange lebt und ich ihr noch ein paar Mal begegnen darf.

    Geld, das wir ver-dienen ist nur ein Mittel, um sich nach den Grundbedürfnissen indirekt Emotionen “zu kaufen”. Manchmal sind sie direkt vor unserer Nase und vom Leben werden sie uns geschenkt.

    Antworten
    • donnerundpflicht

      Ich glaube, dass das nicht einmal am modernen Materialismus liegt. Stell dir vor, du bist ein Bauer (ein echter Bauer und kein Agrarmanager) und du lebst in einer kleinen Gemeinschaft, einem Dorf, in dem du dich engagierst. Du gehst du die Dorfstraße entlang, weil du mit dem Brunnenbauern quatschen willst und siehst, dass eine Gruppe Halbstarker herumtobt und jeder dabei die Äpfel in der Hand haben, die in deinem Obstgarten gewachsen sind.

      Kann man das, was ein Fond-Manager bei einem guten Deal fühlt, überhaupt noch guten Gewissens als echtes Gefühl akzeptieren wollen?

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