- Leistungssport heißt, laufend über die Grenzen zu gehen. Es ist die Aufgabe der Trainer, die Trainierenden unter Druck zu setzen. Es ist die Aufgabe des Leistungssportlers sich selbst unter Druck zu setzen. Wenn es einem das Wichtigste ist, an der Leistungsspitze mitzumischen, muss man bereit sein die gleichen Opfer, körperlich und geistig, zu bringen, welche die anderen bereit sind zu erbringen. Danach selektieren die Trainer ihre Trainierenden, danach wird im Wettkampf selektiert. Leistungssport heißt nicht, das bestmögliche aus jedem herauszuholen, sondern zu selektieren und dann mit den körperlich und geistig Belastbarsten zu arbeiten. Es ist eine Dynamik, die im System steckt. Es werde die besten Selektierer belohnt. Das kann man nicht regulieren, denn im Leistungssport findet man einen Weg, an die Spitze zu kommen.
- Alles Gesagte sind gewöhnliche Erfahrungen, die man in einem einfachen Boxverein machen kann. Warum? Weil Boxen selbst ein selektierender Sport ist. Es wird trainiert und selektiert. Immer wenn der Leistungsanspruch und der Grad des Schmerzes hoch ist, wird die Ausfallquote, die Quote derer, die zurückbleiben und es nicht schaffen, hoch. Man muss dazu nur die Attitüde des durchschnittlichen Triathleten und des durchschnittlichen Zumba-Tänzers ansehen.
- Vor dem Hintergrund unseres wohlständigen, westlichen Verständnisses von dem, was man zu opfern bereit sein sollte, wirken solche Praktiken missbräuchlich. Die Frage, wie stark man junge Sportler belasten darf, wird (auch) kulturell beantwortet. Empörung ist kein gutes moralisches Urteil, so hoch sie auch sein mag. Andere Kulturen sehen den Westen als wohlstandsverwahlost, schwach und degeneriert an. Solche Beiträge verschleiern, dass das moralische Urteil erst noch gefällt werden muss und nicht vorausgesetzt werden kann. Schon gar nicht, wenn man nicht ein moralisches Fundament besitzt wie eine Religion.
- Sehr deutlich ist im Beitrag und in den Kommentaren, dass es sich hier um einen Konflikt der weiblich-biologischen Grundannahmen von Moral und der rücksichtslosen Wettkampfsituation gegen andere handelt. Man muss nur mal versuchen nach ähnlicher Kritik in Bezug auf Jungs oder Männer zu suchen, in denen die Jungs und Männer mit gleicher Einigkeit und moralisch unfundierter Empörung reagieren. Männer sind seit Anbeginn unserer Evolution als Menschen diejenigen, die zum Wohle anderer geopfert werden. Während es einst zum weiblichen Ideal gehörte, sich für andere aufzuopfern, gehört es nach wie vor zum männlichen Ideal, bereit zu sein, für andere zu sterben. Es ist ein verhaltensbiologischer Konflikt für Frauen, in sozialen Situationen sowohl Körper als auch Psyche für Status und/oder Ressourcen zu opfern. Männer dagegen gewinnen erst ihren Platz in der Welt, indem sie ihren Körper und ihre Psyche gefährden und opfern, um überhaupt in Betracht als würdige Menschen zu kommen. Kurz: Verhaltensbiologisch (das ist nicht moralisch!) haben Frauen einen Wert an sich, Männer dagegen nicht. Diesen instinktiven Motiven können wir uns nicht entziehen, sondern allenfalls in moralisch gewollte Bahnen lenken.
Dieser Beitrag zeigt sehr deutlich, dass der Westen moralisch gesehen, nichts weiter als eine Luftpumpe ist. Hier wird die Gelegenheit verpasst, sich tief und mit Blick auf das Wohl der jungen Sportler mit dem Phänomen Leistungssport auseinanderzusetzen. Was hier als Moral verkauft wird, ist nichts weiter als instinktiv motivierte Empörung. Es zeigt, dass die westliche Kultur nicht fortschreitet, sondern sich auflöst, sodass nichts weiter zurückbleibt als unser Intinkt. Zumindest ist das die Deutung, die sich nahtlos in das Phänomen Moderne als Krankheit einfügt.