Zeit und Ereignis

Zeit ist immer irgendwie Abfolge von Zeitintervallen. Wir kennen sie als kurzen Augenblick schwebender Leere zwischen den Ticken des Sekundenzeigers.

In der Abfolge von Ereignissen unseres Lebens hören wir das Ticken unserer ganz persönlichen Uhr.

“Wir haben uns lange nicht gesehen”, sagte Romero mit einem versonnenen Lächeln.

“Zweieinhalb Jahre ist das her.”

“Das trifft es nicht, mein Freund, eine ganze Epoche ist seither vergangen. Unser Wiedersehen findet in einer völlig anderen Zeit statt als unser Abschied. Man sollte die Zeit nicht nur in Stunden, sondern in Ereignissen messen. Eine ereignisarme Zeit ist in der Rückschau kurz wie ein Wimpernschlag, während sich turbulente Wochen zur Ewigkeit dehnen.”1


  1. Sergej Snegow (2010): Menschen wie Götter, München: Heyne. S. 311. Auf Amazon ansehen 

Saligia – Moderne Realität?

Saligia ist ein Akronym, dass die sieben Todsünden bezeichnet:

  • Superbia: Hochmut (Übermut, Hoffart, Eitelkeit, Stolz)
  • Avaritia: Geiz (Habgier, Habsucht)
  • Luxuria: Wollust (Unkeuschheit)
  • Ira: Zorn (Wut, Vergeltung, Rachsucht)
  • Gula: Völlerei (Gefräßigkeit, Unmäßigkeit, Maßlosigkeit, Selbstsucht)
  • Invidia: Neid (Missgunst, Eifersucht)
  • Acedia: Trägheit des Herzens / des Geistes (Überdruss)

Ein seltsames Gefühl beschleicht mich, dass dies ein immer akkurateres Modell der Realität werden wird.

Gewaltspiele als Symptom

Man kann darüber streiten, ob Gewaltspiele an und für sich gewalttätiger machen. Allerdings hat Manfred Spitzer einen plausibles Problem von Gewalt in Spielen hervorgehoben:

Wenn Spiele, bei denen Menschen dafür belohnt werden, wenn sie realistisch dargestellte Menschen abschlachten, und umso mehr Punkte erhalten, je grausamer sie sich verhalten, wirklich Teil unserer Kultur sind, dann stimmt etwas nicht mit unserer Kultur – Manfred Spitzer, Digitale Demenz1

Gewalt ist ein wichtiger Teil des Menschseins, mit dem man sich auseinandersetzen sollte. Die Frage ist: Auf welche Weise. Gehen wir in ein Dojo und lernen von einem Meister die Kunst des Kämpfens und einen dazugehörigen Ethos? Oder spielen wir lieber die ganze Nacht Call of Duty?


  1. Manfred Spitzer (2012): Digitale Demenz. Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen, München: Droemer. S.281. 

Das Wie der relevanten Kunst

Man kann nur darüber Kunst betreiben, das man versteht. Oder: Man macht Kunst über das Nichtverstehen eines Gegenstandes selbst. Ein interessantes Leben ist die Grundlage von interessanter Kunst. Eine relevantes Leben ist aber noch wichtiger.

Was heißt Happiness auf Deutsch?

Wenn wir uns damit beschäftigen, was wir eigentlich im Leben wollen, treffen wir immer wieder auf eine Unterscheidung. Passende Begriffspaare sind dagegen schwer zu finden.

Auf der einen Seite tummelt sich die Wortfamilie des Glücks:

  • #Bestimmung
  • #Erfüllung
  • #Telos
  • #Lebenssinn

Auf der anderen Seite steht die Wortfamilie der Lust:

  • #Lust
  • #Genuss
  • #Pleasure
  • #Wohlgefühl

In der englischen Sprache haben wir es leicht:

Happiness und Pleasure scheinen als Begriffspaar gut zu funktionieren. Doch wie ist es im Deutschen?

Lebenssinn, Selbstkomplexität, Vervollkommnung, Maslow

Vier wichtige Schlüsse aus der Arbeit der vergangenen Wochen.

  1. Wachstum des Selbst heißt das Leben mit Sinn anreichern.
  2. Vervollkommnung ist die zeitliche Integration von Handlungen und Tätigkeiten.
  3. Wachstumsbedürfnisse zeigen uns den Weg der Vervollkommnung, wenn Sinn das Telos unseres Lebens ist.
  4. Differenzierung und Reintegration des Selbst ist implizites Ziel von Vervollkommnung.

Zu Grunde liegende Literatur:

  1. Maslow – The Farther Reaches of Human Nature
  2. Csikszentmihalyi – Flow: Das Geheimnis des Glücks
  3. Fast – Sinn im Leben

Tugendhaftigkeit als Mittel oder Zweck?

Wenn Tugenden Eigenschaften eines Menschen sind, Widerstände bei Streben nach Vervollkommnung zu überwinden und Tugendhaftigkeit eine abgeleitete Generalisierung aus allen Tugenden und Lastern einer Person ist, ist Tugendhaftigkeit durch die Verfolgung von Vervollkommnung impliziert.

Von hier aus stellt sich bloß die Frage: Ist Tugendhaftigkeit nun Mittel oder gar Zweck von Vervollkommnung?

Begriff Kartographie des Lebens

Die Kartographie des Lebens ist Wissenschaft und Kunst der Generierung von Übersichten über das Leben.

Wir haben dabei zwei Elemente:

  1. Die Wissenschaft. Wir erkennen Dinge, die wir als bereits vorhanden annehmen.
  2. Kunst. Wir erkennen Dinge, indem wir sie konstruieren.

Beide Elemente sind miteinander verbunden und müssen zusammen kommen. Die Kartographie des Lebens ist sowohl ein passiv-beobachtender Prozess als auch ein aktiv-schöpferischer.

Urlaub als kleiner Selbstmord

Ein fester Urlaubstermin gibt einem Hoffnung und die Aussicht, dass das Leiden im eigentlichen Leben bald zu Ende ist, wenigstens für eine kleine Weile.

Urlaub rückt damit begrifflich in die Nähe von Selbstmord. Beide teilen sich die Hoffnung, dass das Leiden ein Ende nimmt, ohne dass man die zugrunde liegende Ursache erkennen und, ganz zu schweigen, beheben muss.