Die ontogenetische Implikation

Wir waren einmal ein Einzeller in einem fremden Körper. Wir waren einmal zwei unlebendige Hälfte eines Einzeller, verteilt auf zwei Körper. Wir wurden eine Zelle, wir wurden viele Zele, wir wurden ein recht unansehnlicher Entwurf eines Menschen, wurden überarbeitet, wurden ein Baby. Wir wurden ein Kind mit Trotzphase und pubertierten. Viele ohne jeden Anschein von Kontrolle über sich selbst.

Jeder Mensch war einmal ein Einzeller. Daher stellt sich die Frage:

Wie kann Tugend das Resultat von Zellteilung sein? Dass sie es ist, können wir nicht bezweifeln. Oder: Hat uns etwa der Storch gebracht?

Erst kommt die Kraft, dann der Sinn

Wohin sollten wir im Leben segeln? Falsch! Falsche Frage! Wie können wir im Leben segeln?

Ein schwaches Selbst ist eine Nussschale. Es wird in unruhiger See mal hier hin, mal dorthin geschleudert. Schon kleine Wellen bringen es zum Kentern.

Ein starkes Selbst hat dagegen einen starken Bug und machtvolle Segel. Ein erfahrener Kapitän steht am Steuerrad. Spritzt Gischt heftig ins ein Gesicht, blinzelt er nicht: Wellen und Winde mache ihm Freude. Zerwühlt der Orkan das Meer, lacht er über seine eigene Angst.

Ohne ein starkes Schiff ist die Suche nach einem Kompass bloße Zeitverschwendung: Wer keinen Willen zur Kraft hat, muss sich um den Sinn seines Lebens nicht kümmern.

Fragmentierte Persönlichkeit als Reifeproblem

Das Sprichwort im Englischen “he just can’t get himself together” meint ganz gezielt das, was das heutige Problem der männlichen Identität ist. Dieser jemand hat eine fragmentierte Persönlichkeit, in der alle Persönlichkeitsteile in verschiedene Richtungen driften.1

Eben dies schließt genau am Programm von Donner & Pflicht an. Diese Fragmentierung besteht aus inneren Widersprüche. Diese Widersprüche drücken sich so aus, dass jeder Persönlichkeitsbestandteil in ein verschiedene Richtung driftet.


  1. R. Moore and Douglas Gillette (1991): King, Warrior, Magician, Lover: Rediscovering the Archetypes of the Mature Masculine, New York: HarperCollins. S.3. auf Amazon ansehen 

An Gesetzen erkennt man die Freiheit einer Gesellschaft

Freiheit in Gemeinschaften ist der Grad der Selbstbestimmung, der den Individuen zugesprochen wird.

Voraussetzung dafür, dass Freiheit ein gemeinschaftlicher Wert ist: Jeder einzelne Mensch ist Adressaten von Gesetzen.

Regelungen, die sich auf Gruppen beziehen, haben nur zufällig etwas mit Freiheit zu tun. Sie kann daraus folgen, kann sie aber auch einschränken. Daraus folgt, dass Regelungen, die bestimmte Gruppen betreffen, die individuelle Freiheit gefährden.

  • Beispiel einer guten Regel: Alle Menschen dürfen ihre Religionszugehörigkeit frei wählen.
  • Beispiel einer schlechten Regel: Frauenquote. (und Quoten aller Art)

Tugendtheorie I

  1. Annahme: Es gibt elementare Tugenden und zusammengesetzte Tugenden. Durch eine Analyse aller Tugenden stellen sich grundlegende Tugenden heraus, die nicht weiter reduzierbar sind. Auf sie lassen sich alle anderen Tugenden zurückführen.
  2. Annahme: Tugenden sollen zu einem bestimmten Denken, Sprechen und Handeln führen.
  3. Dieses Sollen ist abhängig von moralischen Zielen (Telos). Das Telos tugendhaften Handelns muss vorher oder wenigstens in Auseinandersetzung mit den Tugenden bestimmt werden.
  4. Die spezifischen Eigenschaften verbinden Tugendhaftigkeit als Grundeigenschaft mit den Ge- und Verboten.
  5. Bei der Analyse von Tugenden stellen wir fest: Es gibt wiederkehrende Ge- und Verbote. Die Tugendtheorie fußt auf grundlegenden Prinzipien und endet in grundlegenden Ge- und Verboten. Sie sind verbunden durch eine Vielzahl von speziellen Verbindungen aus Handlungsempfehlungen und Teilzielen.
  6. Die Handlungempfehlungen und Grundtugenden sind wenig vielfältig.
  7. Ziel der Tugendtheorie I ist Tugendpraktik. Möglichst klare Ge- und Verbote sind das Ziel.

Forschungsfragen:

  1. Müssen wir Ausnahmen von generellen Ver- und Geboten zulassen?
  2. Was sind die grundlegenden Tugenden?
  3. Was sind die grundlegenden Ge- und Verbote?
  4. Was ist das Telos?

Laster sind die Umkehrung von Tugenden. Während sich aus den Tugenden die Gebote ableiten, sind Laster die Quelle für Verbote.

Selbstentwicklung macht Partnerschaft lebendig. Vervollkommne dich!

Gleichschaltung zerstört Gemeinschaft. Das gilt auch für eine interessante Partnerschaft. Wenn du einen interessierten Partner willst, musst du selbst interessant sein. Soll er sich auch für jemanden interessieren, der nicht interessant ist? Das willst du einem geliebten Menschen nicht zumuten.

Schärfer: Bist du langweilig oder spannend? Du entscheidest nicht nur, wer du bist. Du entscheidest auch, wie deine Partnerschaft ist.

Das rechte Maß an Individualismus ist Voraussetzung für Selbstentwicklung der Partner. Und diese Selbstentwicklung ist es, die einen Partner interessant macht.

Kürzer: Selbstentwicklung macht Partnerschaft lebendig. Vervollkommne dich!

Kindergeschichten und unvergessene Harmonien

Die Gestalt von Kindergeschichten ist eine mythologische. Gute Kindergeschichten sind gute mythologische Geschichten: Sie sind wahr. Sie greifen das Wissen des kollektiven Unterbewusstseins auf und das können wir spüren. Unsere Seele nimmt den Ton des Mythos auf und beginnt in alten, doch unvergessenen Harmonien mitzuschwingen.

Die kindliche Seele kann noch frei schwingen. Wir können aus dem starren Kerker der Moderne ausbrechen. Doch dann müssen abermals flügge werden. Wer frei schwingen will, braucht freie Schwingen.