Gewalt hilft nicht

Eine einfache Faustregel:

Wenn dein Standpunkt darauf basiert oder dazu führt, dass du physische Gewalt gegen andere Menschen initiierst, ist dein Standpunkt und deine Methode, diesen zu vertreten, nicht im Sinne der goldenen Regel verallgemeinerbar. Dein Standpunkt kann und soll nicht Grundlage irgendeiner sozialen Ordnung werden.

Erfahrung muss erinnert werden

Eine Erfahrungen ist nicht etwas, das zeitlos in unserem Gedächtnis eingelagert. Sie muss erinnert werden und damit sind Erfahrungen den psychologischen Regeln des Erinnerns unterworfen.

Unsere Vergangenheit ist nicht etwas Statisches, auf das wir keinen Einfluss haben. Wir können uns eine positive Perspektive erarbeiten, sodass unsere subjektive Vergangenheit sich ändert. Die Subjektivität unserer Vergangenheit ist eine Chance für Selbstvervollkommnung.

Vielmehr werden Erinnerungen rekonstruiert, und dieser Prozess wird aktuellen Einstellungen, Überzeugungen und verfügbaren Informationen beeinflusst. Dieses rekonstruierende Wesen der Vergangenheit bedeutet, dass unsere heutigen Gedanken und Gefühle beeinflussen, wie wir uns an gestern erinnern.1

Damit eröffnen sich eine ganze Reihe von Fragen für die Selbstvervollkommnung. Zum Beispiel: Wie vereinbare ich Realismus und Optimismus in meinem Leben?


  1. Philip Zimbardo and John Boyd (2011): Die neue Psychologie der Zeit, Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag. S.94. auf Amazon ansehen 

Der Wille ist immer frei

Ein Wille kann nur als frei gedacht werden. Wenn wir also von einem Willen ausgehen, dann müssen wir ihm Mindestmaß an Freiheit zugestehen. Ansonsten müssten wir eher von einer Illusion des Willens sprechen. Automaten haben keinen Willen.

Jordan Peterson

Jordan Peterson ist zu einem der zentralsten Einflüsse für meine Arbeit geworden. Bereitet euch schon mal auf regelmäßige Reflexion über seine Arbeit in mittlerer Zukunft vor:

Altruistisches Paradox der subjektiven Zeit

Während zukunftsorientierte Menschen dazu tendieren, erfolgreicher zu sein, sind sie gleichzeitig weniger hilfsbereit. Gegenwartsorientierte Menschen sind generell weniger erfolgreich, dafür aber hilfsbereiter. Das Paradox ist: Menschen die gut helfen könnten, tun es nicht. Menschen die nicht schlechter helfen können, wollen helfen.[21/22][#zimbardo2011]

Eine altruistisch orientierte Moral hebt diesen Widerspruch auf: Wer nicht stark ist, kann nicht helfen. Wer nicht gerne hilft, ist nicht altruistisch. Wahrhaft altruistische Menschen sind gnadenlos zu sich selbst, denn so wird man stark. Wollen starke Menschen altruistisch sein, müssen sie in ihrer Stärke einen altruistischen Imperativ sehen.

[#zimbardo2011]: Philip Zimbardo and John Boyd (2011): Die neue Psychologie der Zeit, Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag. auf Amazon ansehen

Wer ein langes Leben will, braucht Schmerz

Erleben wir lustvolle Augenblicke vergehe die Zeit wie im Flug; empfinden wir dagegen Schmerz, zieht sich Zeit wie Gummi:

Wenn man zwei Stunden mit einem netten Mädchen zusammensitzt, mein man, es wäre eine Minute. Sitzt man jedoch eine Minute auf einem heißen Ofen, mein man, es wären zwei Stunden. Das ist Relativität.1

Lust und Schmerz sind zwei Empfindungen, die unser Zeitgefühl besonders stark beeinflussen.

Schmerz empfinden wir, wenn sich unser Bewusstsein auf eine Gefahr für die Selbsterhaltung richtet. Unsere Muskeln und unsere Seele schmerzen gleichermaßen, wenn sie zerreißen. Zum Zwecke der Selbsterhaltung müssen wir die Auflösung der Zeit erhöhen: Jede Sekunde zählt.

Empfinden wir dagegen Lust, gibt es keine Bedrohung. Wir können es uns erlauben, Zeit verstreichen zu lassen. Die Auflösung der Zeit sinkt und wird grobkörniger: Solange alles gut ist, können wir dumpfer Zufriedenheit dösen. Eine Sekunde mehr oder weniger macht keinen Unterschied.

Wer ein langes Leben will, braucht Schmerz.


  1. Philip Zimbardo and John Boyd (2011): Die neue Psychologie der Zeit, Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag. S.14. auf Amazon ansehen 

Nutzen und Kosten der Reflexion

Es ist wichtig, dass wir investierte Zeit als laufende Kosten sehen. Wir können sie nicht vermeiden. Zeit vergeht zweifellos und zwangsläufig. Je ernster wir dies nehmen, desto besser werden wir unser Leben gestalten.1

Wenn wir die verbrachte Zeit bewerten, sollten wir dies auch immer vor dem Hintergrund des Verzichts tun. Es gibt zwangsläufig Opportunitätskosten von Zeit. Gehen wir beispielsweise in eine Kunstausstellung, können wir nicht trainieren oder ein Eis essen gehen.

Doch bewerten wir ständig alles, was wir tun, verlieren wir die Gegenwart. Legen wir den Blick immer und ständig auf das, was wir womöglich verpassen, werten wir unsere Gegenwart ab.

Wir müssen uns also einer seltsamen Aufgabe stellen: Wir müssen Entscheidungen bewerten und beobachten, ohne in beständigen Zweifel zu geraten. Reflexion hat einen Preis: Die Gegenwart.


  1. Philip ZImbardo and John Boyd (2011): Die neue Psychologie der Zeit, Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag. S.13. auf Amazon ansehen 

Sinnverstehen geht nur durch Zeitverstehen

Sinn kann nur entstehen, wenn man einen Blick für seine zeitlichen Voraussetzungen hat: Man muss seine Vergangenheit als Vergangenheit sehen, seine Gegenwart als Gegenwart, seine Zukunft als Zukunft.

Zeit verstehen heißt nicht, dass wir uns nun alle mit physikalischer Zeit beschäftigen müssen. Es gilt die subjektive Zeit zu verstehen. Das heißt, dass wir auf Basis eines hinreichenden Verständnisses von Zeit an und für sich – das wäre die physikalische Zeit – die Subjektivität von Zeit verstehen. Wir stehen also vor verschiedenen Aufgaben:

  1. Zeit selbst verstehen: Was ist Zeit?
  2. Subjektivität verstehen: Was heißt es, ein Subjekt in der Welt zu sein?
  3. Subjektivität von Zeit verstehen: Was bleibt von Zeit übrig, wenn Subjekte sie beobachten?
  4. Unsere subjektive Zeit verstehen: Wie beobachten wir Zeit?

Die Zeit ist das Wasser, das den Strom unseres Bewusstseins treibt; doch obwohl [Zeit] eine so zentrale Rolle in unserem Leben spielt, denken wir nur selten darüber nach, wie sie Grenzen zieht und dem Leben Richtung und Tiefe verleit. Für viele von uns ist die Zeit, in die wir eingetaucht sind, trübe statt klar, und sie hindert uns daran, stomauf- und abwärts etwas zu erkennen.1


  1. Philip ZImbardo and John Boyd (2011): Die neue Psychologie der Zeit, Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag. S.9. auf Amazon ansehen