- Telos ist das Ziel von etwas.
- Orthologie ist die Lehre von Zuständen und Prozessen, die zu diesem Ziel hinführen
- Pathologie ist die Lehre von Zuständen und Prozessen, die von einem Ziel wegführen oder das Erreichen verhindern.
Sowohl Orthologie als auch Pathologie können nicht ohne dieses Ziel verstanden werden. Die Unterscheidung von Erreichen und Nichterreichen eines Ziels ist gewissermaßen der Geburtsmoment dieser drei Entitäten.
Haben wir kein Telos, kein Ziel, können wir Zustände, Prozesse, Handlungen und alles andere nicht bewerten. Ohne ein Ziel machen die Begriffe Treffen und Verfehlen keinen Sinn.
Das heißt auch, dass wir die Begriffe Gesundheit und Krankheit nicht verstehen können, wenn wir sie nicht als etwas aufeinander bezogenes Ganzes betrachten. Krankheit ist kein Ding, dass man hat und dann nicht mehr. Das, was wir als Krankheit betrachten, ist vielmehr eine Art Fotographie von etwas, das in Bewegung ist. Machen wir eine Fotographie von einem Spaziergänger würden wir auch nicht auf die Idee kommen, dass er im Begriff zu fallen ist. Gehen ist eine Art wiederkehrender, verhinderter Fall. Sehen wir die Fotographie des Spaziergängers stellen wir das nicht in Frage. Wir setzen eine Vollständigkeit des Gehens voraus.
Nur so können wir Gesundheit, Krankheit und Telos verstehen: Als Teile eines vollständigen Ganzen. Wir müssen von diesem Ganzen ausgehen und von seinem Kontext aus die Teile betrachten. Erst vor dieser Voraussetzung können wir mit der Analyse beginnen. Ansonsten werden wir irgendwelche Teile, die uns sinnvoll erscheinen, hervorheben und am Ende im Versuch sie zusammenzusetzen, ein hässliches Frankensteinmonster erschaffen. Nicht ganz tot, aber keinesfalls lebendig.