Moderne als Eliminierung von Unterschieden

Es ist der Auftrag der Moderne an uns Menschen, ein möglichst gleichbleibendes Wohlgefühl zu erhalten. Das verhindert paradoxerweise, dass wir wirklich und zutiefst glücklich werden.

Hunger, Kälte, Entbehrung – Schmerz gilt als grundsätzlich nicht mit diesem Imperativ vereinbar, weil wir in der Moderne gleichzeitig noch unser natürliches Verhältnis zu Schmerz bewahrt haben. In der Natur, nach vielen Jahrmillionen der Auslese, haben wir Schmerz- und Lustempfinden ausgebildet, dass uns zu unserem Überleben und seinen Mitteln geleitet hat.

Wer Hunger hatte, hat sich auf die Suche nach Nahrung gemacht. Damals mussten wir lange Fußmärsche, aufregende Jagdgen und mühsame Kletterpartien auf uns nehmen, wollten wir essen. Einfach nur joggen gehen? Das war der Wahnsinn.

Heute reicht ein Gang zum Kühlschrank. Wer nicht joggen geht, ist heute wahnsinnig.

Essen in der Natur hat uns zu hoher Gesundheit verholfen. In der Moderne gibt es uns Fettleibigkeit.

Wir müssen unser Verhältnis zu Schmerz ändern. Wir müssen lernen den Schmerz zu suchen und zu akzeptieren. Wir können uns kein natürliches Verhältnis zu Schmerz mehr leisten. Wir brauchen das unnatürliche Verhältnis.

Wohlgefühl ist eine Wahrnehmung von Unterschieden. Wir können diesen Unterschied durch zwei Möglichkeiten erreichen:

  1. Wir eskalieren den Reiz, der uns Lust bereitet.
  2. Wir fasten, suchen den Schmerz, um den Reiz wieder für uns sichtbar zu machen.

Die erste Möglichkeit ist nicht aussichtsreich. Sie führt zu Diabetes, Pornoabhängigkeit, Drogensucht oder verschwendete Stunden auf Facebook.

Das sind doch wundervolle Nachrichten, denn es ist der Schmerz, welcher uns besser macht, uns gesünder macht, wenn wir uns Hunger, Kälte und Entbehrung aussetzen. Die Welt ist so eingerichtet, dass der einzige Weg zu dauerhaftem Glück dazu führt, dass wir zu besseren Menschen werden.

Ein neues, ein unnatürliches Verhältnis zu Schmerz muss unsere neue Natur werden.

3 Responses to “Moderne als Eliminierung von Unterschieden”

  1. Erik

    Spricht mir aus der Seele. Ist auch die Kernbotschaft vom Buch, was ich jetzt bald herausbringe, werde ich dir zusenden.

    Antworten

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