Doch wohin? In diesem Beitrag will ich relativ frei und ungefiltert meine Reflektionen über dieses Projekt teilen.
Ich bin überrascht, wieviele Besucher dieses kleine Projekt hat. Es scheint doch mehr Relevanz für einige Menschen zu haben, als ich gedacht habe. Eigentlich habe ich das Projekt so geplant, dass ich mir mit diesem Blog die Selbstverpflichtung auferlegen wollte, einmal pro Woche wenigstens einen Text zu schreiben, der mit Philosophie zu tun hat. Momentan konzentriere ich fast meine ganze geistige Energie auf andere Projekte. Philosophie sollte nicht zu kurz kommen.
So wie ich in der Anleitung auch geschrieben habe, soll hier eine stimmige Anleitung zum guten Leben entstehen, doch der Enstehungsprozess, war von mir anders vorgestellt. Ich interagiere mehr mit Lesern als ich dachte. Das erste Mal hat mir jemand für mein Schreiben gedankt. Ein seltsames Gefühl.
Gestern habe ich mich mit einer Frau unterhalten, der ich geholfen habe Klarheit über ein Problem in ihrer Beziehung zu finden. Dabei habe ich die gleichen Paradigmen verwendet, die ich auch in Donner und Pflicht verwende. Ich legte keine Grundwerte fest, sondern decke nur mögliche Widersprüche als Punkte des Lebens auf, wo man sich einer Entscheidung bedienen muss. Sie hat sich viel Zeit zum Nachdenken genommen und hat dann festgestellt, dass sie viel an sich selbst arbeiten muss. Ich war erfreut und überrascht, dass ich einen Menschen dazu anregen konnte, an sich selbst zu arbeiten und das Leben mit der Tugend der Proaktivität anzureichern.
Mir scheint, dass ich mit Donner und Pflicht ein Projekt gestartet habe, dass Wirkung auf Menschen hat. Dass ich vermehrt positives Feedback von meinen Lesern erhalte, weicht meine Position auf, dass die Reaktion auf meine Grundhaltung zum Leben vor allem in der Intensität meiner Persönlichkeit liegt (ich bin sehr leidenschaftlich; mein bester Freund sagt, dass ich chronisch und auf eine fröhliche Art wütend bin).
Ich habe den Sinn meines Lebens als die Vervollkommnung meines Selbst gesetzt. Das ist die zentrale praktische Relevanz von Philosophie, wie ich sie verstehe. Deswegen werde ich über kurz oder lang ein Thema in den Kanon von Donner und Pflicht aufnehmen, dass ich noch am Anfang ausgeschlossen habe. Wo ich früher nur das Sollen, die moralische Vorschrift, als Thema zugelassen habe, werde ich über kurz oder lang auch Methoden des moralischen Lebens aufnehmen. Es geht dabei um die Art des Lebens um sein Selbst zur Vervollkommnung zu bringen. Das heißt, dass ich im übertragenden Sinne Trainingsübungen zur Selbstvervollkommnung präsentieren werde.
Fast wie von selbst entsteht gerade ein vorläufiges Inhaltsverzeichnis für Donner und Pflicht als Buch. Die Artikel summieren sich allmählich zu einer ansehnlichen Textmenge auf. Ich freue mich auf ihrer Basis meine Anleitung zum guten Leben zu formulieren. Eine Anleitung, die dieser Bezeichnung würdig ist. Anleitend und nicht vorschreibend.
Im nächsten Jahr wird Donner und Pflicht, so weit ich absehen kann, die gleiche Priorität haben wie jetzt. Meine heimliche Fantasie ist es, mich durch dieses Projekt irgendwie in eine Sendung zu schummeln um einmal gegen Precht in aller Öffentlichkeit zu wettern. Ich würde über ihn herfallen wie die Heuschrecken über die Ägypter. Soweit mein Größenwahn.
Im nächsten Post wird ein weiteres Mal um Vervollkommnung gehen. Es wird um die Frage gehen, wie Situationen mit Absichten angereichert werden können, so dass man gleichzeit an mehr als an einem Bereich des Selbst arbeiten kann.
Bin schon gespannt was du dir für Trainingsübungen ausgedacht hast. Ansonsten freue ich mich auf deine Artikel im nächsten Jahr, deine letzten waren sehr gut.
Danke dir.