Ein Problem beim Denken über politische Probleme ist, dass es möglich ist, der Regierung einen Subjektstatus zuzuweisen. Sprachlich gesehen sagt man dann: “Die Regierung soll sich um XY kümmern.”
Diese Rede- und Denkensweise ist jedoch häufig irreführend und überproportional bei der Forderung nach Rechten zu finden, ohne jedoch die damit einhergehenden Pflichten zu explizieren.
Sagt man, die Regierung solle sich um XY kümmern, muss man eigentlich sagen: Ich will das andere Menschen gezwungen werden, einen Teil ihres Lebens (Arbeit, Zeit, Geld) für XY opfern.
Beispiel 1: Wenn ich die Forderung nach Polizei stelle, muss ich das Folgende sagen: Menschen sollen einen Teil ihrer Lebenszeit investieren, damit eine Polizei für Sicherheit sorgen kann.
Beispiel 2: Wenn ich die Forderung danach stelle, dass Krankenkassen verpflichtet werden, für die Antibabypille zu bezahlen, muss ich das Folgende sagen: Einige Menschen sollen einen Teil ihrer Lebenszeit investieren, damit andere Menschen verhüteten Sex haben können.
Dabei geht es nicht um die einzelnen Fälle und ihre Legitimität. Es geht auch nicht darum wasserfallartig alles auf einmal an den jetzigen Gesetzen zu kritisieren. Diese Rede- und Denkensweise wollen wir uns selbst als Begrenzung auferlegen. Als Privatpersonen haben wir selbstverständlich eine politische Meinung. Da ist es leicht, aber auch billig, der Regierung Pflichten und Menschen Rechte zuzuweisen.
Es gibt einen konkreteren Gedanken, der dabei hilft: Sollen mein Nachbar, meine Mutter, meine Lehrerin, mein Fitnesstrainer und meine besten Freunde mit Waffengewalt gezwungen werden, einen Teil ihres Lebens für meine Forderung opfern.
Wenn man diesen Menschen in die Augen sehen kann und eine solche Forderung aussprechen kann, hat man einen guten Kandidaten für eine echte Meinung.