Ästhetik – Ein Gedanke, der mich umtreibt

Auf der einen Seite geht es bei Donner & Pflicht um Moral und damit im klassischen Sinne um das gute Leben. Doch was ist eigentlich das das Gegenteil von „gut“?

Von diesem Gegenteil hängt ab, wie die Frage „Was soll ich tun?“ zu beantworten ist. Schließlich muss man gleichzeitig „Was soll ich nicht tun?“ beantworten.

Eine intuitive Antwort auf die Frage nach dem Gegenteil ist: schlecht.

Handlungen und Entscheidungen, die das eigene Leben zur Vervollkommnung bringen sind gut, während alle anderen Handlungen, welche die Vervollkommnung behindern und stören, schlecht sind.

Was ist, wenn das Gegenteil von „gut“ „hässlich“ ist?

Kann man ein Leben nach einer Lehre der Schönheit gestalten?

Wenn wir dies als mögliche Antwort zulassen, stehen uns interessante Gedanken offen. Um diese Offenheit auch vom Standpunkt der Vervollkommnung fassen zu können, müssen wir ein ästhetisches Leben als eine mögliche Ausprägung von Vervollkommnung zulassen können.

Siehe dazu Vervollkommne dich!:

Die vollkommene Form des Selbst ist die Form, bei welcher das zur höchstmöglichen Ausprägung gebracht ist, was im Selbst angelegt ist.

Und weiter:

Das ist eine Leerformel. Die Richtung ist nicht vorgegeben, weil nicht näher bestimmt ist, was überhaupt in Anlage zu finden ist. Das heißt, man kann aus dieser Formulierung nicht ableiten, was vollkommenes Selbst sein soll.

Schönheit kann eine Antwort auf die Frage „Was ist dieses vollkommene Selbst eigentlich?“ sein. Das ist absolut widerspruchsfrei im Konzept der Vervollkommnung zu denken. Und so könnte das Gegenteil von „gut“ tatsächlich „hässlich“ sein.

Eine mögliche Ausprägung wäre sogar das Bodybuilding als reine Fokussierung auf eine Ästhetik. Von diesem Standpunkt aus ist übrigens es eine Verwässerung dieser Art der Vervollkommnung, wenn Bodybuilding als Sport verstanden werden will oder gar auch Gesundheit als einen ihrer Eckpfeiler wissen will.

Vorwürfe in Richtung des massiven Missbrauch von Dopingmitteln und dem damit verbundenen Opfer wären damit vom Tisch.

Hier schließt sich die Frage an, ob man nun ein Spezialist oder Generalist sein sollte. Als Generalist muss man aufgrund begrenzter Ressourcen selbstverständlich Abstriche in einigen Bereichen machen.

Wenn Vervollkommnung Ästhetik bedeutet, kann das sogar etwas Negatives sein, wenn man sich in jedem Bereich maximal vervollkommnen könnte. Schwächen und Unvollkommenheiten können paradoxerweise zu einer vollkommenen Ästhetik dazugehören. Sie machen den Charakter einiger Dinge aus.

So kann ein Yogi, der seinen Körper durch seine Form der Askese auszehrt, etwas sehr Ästhetisches sein.

Yogi

Photo Credit: R. Mitra via Compfight cc

Am Ende lautet die offene Frage:

„Kann das gute Leben sogar Kunstwerk sein?“

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