Das wahre Gesicht der Intelligenzija zeigt sich, wenn sie von Populismus sprechen. Es gibt zwei Seiten des Populismus:
- Eine politische Partei nimmt den Willen des Volks oder der Gruppe auf, deren Stellvertreter sie sind.
- Eine politische Partei generiert den Willen des Volks durch Manipulation.
Beiden ist gemeinsam, dass sie sich an eine Menge von Leuten richtet. Doch wenn sich ein Intellektueller über das Thema Populismus äußert, spricht er so, als wären beide Seiten des Populismus negativ. Er zeigt dadurch seine ideologische Verblendung, denn er ist unfähig ein Problem in seiner Komplexität zu handhaben und reduziert sie unreflektiert auf eine Hälfte.
- Das Volk ist dumm oder emotional (er meint: dumm durch Emotionen). Der Wille des Volks oder der Gruppe ist unvernünftig. Dabei kann er dies wohlwollend oder feindselig vertreten. Er kann sich verständnisvoll für die Gefühle der “einfachen Leute” geben, sich also in wohlmeinender Überheblichkeit über andere Menschen erheben. Oder er ist feindselig und etikettiert die entsprechende Gruppe als feindselig. Formulierungen wie “Das Volk ist dumm.” sind Indizien (keine Beweise!) für die totale Bezeichnung. Indizien für eine ideologisch motivierte Verurteilung der Gruppe ist die laufende Bezeichnung der Gruppe verschiedener Abwertungen. (Wir finden beispielsweise die reflexhafte Bezeichnung von Gruppen als “rassistisch”, “sexistisch” und vielen anderen Ismen, wenn einer der Ismen identifiziert wurde) https://www.youtube.com/watch?v=vRquPxdHNGE
- Jeder Einfluss auf die Meinungsbildung des Volks wird als Populismus verurteilt, wenn sie nicht dem aktuellen Dogma der Intelligenzija entspricht. Das heißt, dass jede öffentliche Kommunikation immer vor dem Hintergrund der “wahren” Meinung bewertet wird.
Spricht er zu Menschen, die er als Genossen (oder Kamerad) der Intelligenzija wähnt, genügt ihm die Bezeichnung einer Partei als populistisch, um Kritik zu üben. Er geht davon aus, verstanden zu werden, weil er in seiner Muttersprache sprechen kann: Lingua franca Intelligenzija.
Spricht er mit Menschen, die er nicht als Genossen (oder Kameraden) der Intelligenzija erwähnt, kommt es durchaus vor, dass er blind für die Erklärungsbedürftigkeit der Populismuskritik ist. Er bezeichnet etwas als Populismus und wundert sich, dass er nicht verstanden wird. Er sieht sich mit Einwürfen konfrontiert, dass die Meinung von anderen Menschen auch vernünftig sein kann, obwohl sie von seiner eigenen Meinung abweicht.
Von hier entscheidet sein Temperament und sein Charakter, wie er damit umgeht. Ist er wahnsinnig, wiederholt er seine bisherige Taktik. Er wiederholt sein Verhalten und erwartet ein anderes Ergebnis. Ist er dumm, ist er erschüttert und versteht die Welt nicht mehr. Ist er aufbrausend, geht er zum Angriff über (meistens ad hominem). Ist er melancholisch, deprimiert er und fühlt sich einsam.
Komplexe Phänomene erfordern einen nicht-ideologischen Umgang zu dem der Intellektuelle nicht fähig ist. Ist der Intellektuelle mit Komplexität konfrontiert, muss er sich entscheiden: Gibt er (zumindest teilweise) seine ideologische Blindheit (oder auch: selbstverschuldete Unmündigkeit) auf oder erhärtet er sie und sucht nach schärferen Waffen?