Über

Der Ursprung dieses Projekts lag in meiner Begeisterung für die Klarheit und Vernunft, die man entwickeln kann, wenn man die philosophische Selbstreflexion ernst nimmt. Gleichzeitig lag eine Spur — oder zwei — Unreife im Projekt. Diese ist im ersten Teil des Namens enthalten. So schrieb ich früher:

Der Donner entspricht meiner Wut, die ich täglich empfinde, wenn ich sehe, wie sich die Menschen ihr “Leben” einrichten.

Wut ist Leiden. Meine Wut war Ausdruck meines emotionalen Verhältnisses zum Mitleiden, dass ich als Tugend empfand. Wenngleich ich diese Unreife nicht ganz abgelegt habe, gehört es zentral zu meiner Arbeit an mir selbst, Unreife abzulegen. Wut ist nicht mehr Ausgangspunkt dieses Projekts.

Donner soll ab jetzt dafür stehen, dass ich auf dieser Plattform ungefilterter schreibe, als ich es für gewöhnlich mache. Schreibe ich ungefilterter, poltert mein Stil mehr. Ich schreibe weniger diszipliniert aber hoffentlich lebendiger. Dieser Blog ist auch ein Übungsgerät für mich.

Weiterhin im Programm bleibt die Pflicht.

Die Pflicht entspricht meiner Ansicht von dem, was ich für Moral halte. Es ist nicht das Handeln aus Lust und Gefühl. Moralisch ist das Handeln, dass man für richtig durch Rechtfertigung halten kann.

Die persönlichen Pflichten, die bedingungslose Verantwortung, sind das Fundament einer jeden Moral. Eine Moral, die nicht von den persönlichen Pflichten eines Menschen ausgeht, ist abstrakt, weltfremd und nicht am einzelnen Menschen gedacht. Sie wird zu einem leblosen Konstrukt und damit so wertlos, dass sie nur noch akademische Bürokratie dienen kann. Damit verfehlt man die moralische Pflicht eines Philosophen: Man verfehlt es, die persönlichen Fertigkeiten zum besten Nutzen anderer Menschen einzusetzen.

Die Frage “Was soll ich tun?” kann nur unter der Voraussetzung von Sinn gedacht werden. Formulieren wir die Frage um, kommen wir auf die etwas sperrigere Formulierung:

Was ist die nächste sinnvolle Handlung?

Das ist der Brennpunkt aller wichtigen Überlegungen. Jeder Mensch, der sich nicht vollständig all seinen Impulsen, Trieben Begierden übergibt, also nicht das Leben eines schizophrenen, psychopathischen, egoistischen Triebtäters (oder Täterin) führt, setzt bereits die Existenz von Sinn voraus.

Völlig unwichtig ist also die Frage, ob es so etwas wie Sinn gibt. Jede Handlung setzt ihn voraus und die Frage ist vielmehr: “Was ist der beste Sinn?” Jeder Mensch, der eine Entscheidung trifft, setzt voraus, dass es besseren und schlechteren Sinn gibt. Ohne diese Unterscheidung gibt es keinen Sinn, denn ohne Unterscheidungen kann sich niemand entscheiden.

Wir wollen also nicht dem kränklichen Nihilismus folgen, sondern ehrlich zu uns selbst sein. Es gibt Sinn, auch wenn wir noch zu unfähig sind diesen zu erkennen. Es gibt eine Hierarchie des Sinns, nach der wir uns richten. Die Arbeit am persönlichen Sinn ist unausweichlich, denn wir handeln und entscheiden garantiert. Das ist Ausgangspunkt der conditio humana.

Was macht also diese Plattform aus?

Ich nehme meine Verantwortung als Mensch gegenüber anderen Menschen ernst, indem ich versuche, meine Arbeit an meinem persönlichen Sinn so zu formulieren, dass sie anderen Menschen nützlich ist. Das tue lebendiger als üblich, aber auch undisziplinierter. Viele des Textbausteine sind nicht überarbeitet und damit sehr roh. Fehler sind garantiert und zum Teil auch gewollt: Nur aus Fehlern lernen wir. Es ist mir auch eine Übung darin, ohne inneren Zensor in der Öffentlichkeit Schreiben und Denken zu können.

One Response to “Über”

  1. Stefan

    Na das ist mal eine Ansage und was völlig anderes als das übliche was auf solch einer “Über-Seite” sonst so steht. Werde ich mal speichern, diese Ausführungen, weil mir selbige gut gefallen. :)