Nicht selten hört man den Satz “Wo sind die guten Männer hin?”. Der Vorwurf geht eindeutig in Richtung der Männer. Wir können diesen Vorwurf auch deutlicher machen:
Warum entscheidet ihr Männer euch dafür, keine guten Männer zu sein?
Doch wenn man genauer darüber nachdenkt, steckt hinter beiden Fragen ein tieferes Problem unserer Kultur. Frauen bevorzugen Männer, die bereit sind Verantwortung zu übernehmen. Frauen, die in der Vergangenheit Männer gewählt haben, die impulsiv, unbeständig und verantwortungslos sind, sahen sich mit einer Situation konfrontiert, in der sie ihren Nachwuchs alleine, ohne die Ressourcen des Mannes, seine Unterstützung und seine Schutz aufziehen musste. Diese Frauen hatten gegenüber anderen Frauen mit beständigen und verantwortungsvollen Partnern einen großen Selektionsnachteil.1
Über tausende von Generationen haben sich Frauen eine Vorliebe für verantwortungsbewusste und beständige Männer ausgebildet. Und Männer haben auf diese Vorliebe reagiert. Diese Liebe nach Verantwortung steckt in uns Männern als Geschichte dieser Selektion. Wir Männer können dies spüren. Das ist der Grund, weshalb Jordan Peterson Hallen füllt, während er eine Botschaft der Verantwortung und Selbstverpflichtung spricht.
Wo sind die guten Männern hin? Männer übernehmen nicht nur von sich selbst aus Verantwortung. Verantwortung zu übernehmen ist ein Akt der männlichen Liebe. Sich zu verpflichten und sich selbst als Bollwerk gegen die Welt zu verstehen, dass macht ein Mann, wenn er liebt. Liebe ist an Voraussetzungen gebunden. Wir lieben nur das, was liebenswürdig ist.
Zweifellos ist es möglich, dass der moderne Mann verfallen ist. Vielleicht ist es nicht nur möglich, sondern auch höchstwahrscheinlich. Unsere Moderne zeichnet sich vor allem auch durch Dekadenz aus. Der kulturweite Verfall beschränkt sich nicht nur auf unsere körperliche Gesundheit. Es wäre absurd anzunehmen, dass der männliche Körper in der Moderne schwach, fett und diabetisch wird, der Charakter jedoch unverändert bleibt.
Doch auch Frauen sind nur Menschen und von der modernen Dekadenz ebenso vergiftet wie wir Männer. Vielleicht hat die Frage, wo die guten Männer sind, eine Schwesterfrage. Vielleicht müssen sich Frauen der Moderne fragen:
Wo sind die Frauen hin, welche den Willen in Männern wecken, Verantwortung zu übernehmen.
Oder aus der Perspektive des Mannes gefragt:
Wo sind die liebenswerten Frauen hin?
Das ist übrigens die tatsächliche Gegenfrage, die sich Männer stellen. Dazu muss nur mal unter dem Stichwörtern “Western Women” das Internet durchsuchen.
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David M. Buss (2003): The Evolution of Desire. Strategies of Human Mating, New York: Basic Books. S.7. ↩
Für eine schnelle Suche scheint sich der Suchbegriff nicht zu eignen, das Thema ist aber durchaus interessant. Ich musste beim Lesen der letzten beiden Fragen sofort an meine Ahnen denken. Die Männer waren so früh weg (Krieg oder Krankheit), dass die Damen mütterlicherseits über Generationen den “Laden allein geschmissen” haben. Liebenswert waren sie sicher, aber sie haben eben auch aus der Not ihren Mann allein stehen müssen. Ist gar nicht so leicht als Frau ein wirklich weibliches Vorbild zu finden.
Ich finde schon, dass besagte Damen Vorbilder sind. Die Frage ist, welche von ihnen. Bei den Russlanddeutschen gibt es viele, die durch die Zeit im Kommunismus verbittert und emotional verroht sind. Aber es gibt Frauen (zwei meiner größten Vorbilder), welche es geschafft haben, diese Zeit fröhlich und stark (Stärke ist nicht männlich, sondern menschlich) zu überstehen.
Eine andere Lösung ist, sich für einen Mann zu entscheiden und sich mit ihm zusammen als Frau zu entwickeln. (Für Männer gilt das umgekehrt natürlich auch). Allerdings hat man dann das Nietzsche Übermenschproblem: Wie schafft man Werte aus sich selbst heraus?