Schnelles Lernen kommt vor genauem Lernen: Wissenschaft vs Religion

Effektives Lernen bedeutet, dass wir einerseits große, aber ungenaue Lernschritte machen, andererseits kleine und genaue Lernschritte machen.

Einerseits muss man in großen Schritten lernen. Lernt man in zu kleinen Schritten, braucht man sehr lange, um an das Ziel zu kommen. Andererseits muss man in kleinen Schritten lernen, denn sonst nähert man sich nicht adäquat der Wahrheit, man wäre zu ungenau.1

Lernen bedeutet allgemeine Heuristiken, Modelle und Theorien aus einzelnen Erfahrungen abzuleiten.

Beispiel: Laufenlernen. Man muss zunächst in großen Sprüngen lernen, damit man überhaupt laufen kann. (Vorneigung des Körpers, Koordination der Muskeln usw) Dann kann man mit der Feinjustierung beginnen.

Metapher: Beim Golf ist es sinnvoll erstmal mit langen, aber dafür ungenaueren Schlägen auf das Loch zu zielen und dann mit kurzen, aber genaueren Schlägen einzulochen. Es macht keinen Sinn, von Anfang kurz aber genau zu schlagen.

Wir finden dieses Muster ständig wieder:

  1. Beim Programmieren von Software versucht man, möglichst schnell ein funktionierendes Programm zu erstellen. Dann beginnt man an den Feinheiten zu arbeiten.
  2. Will man seine Ernährung umstellen, sollte man zunächst grobe und große Änderungen vornehmen, dann immer weiter feinjustierten.

Schnelligkeit und Genauigkeit arbeiten beim Lernen gegeneinander. Religiöses Wissen zielt eben nicht auf die Akkuratesse des Wissens ab. Durch seine metaphorische Form gewinnt religiöses und mythologisches Wissens an Schnelligkeit. Das ist nötig, denn ein Menschenleben alleine ist viel zu kurz, um alles zu lernen, was man über das Leben wissen muss, wenn man alleine die Subjektivität des Lebens so weit verstehen will, dass man ein gelungenes Leben führen will.


  1. Manfred Spitzer (2012): Digitale Demenz. Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen, München: Droemer. 

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