Wer ein langes Leben will, braucht Schmerz

Erleben wir lustvolle Augenblicke vergehe die Zeit wie im Flug; empfinden wir dagegen Schmerz, zieht sich Zeit wie Gummi:

Wenn man zwei Stunden mit einem netten Mädchen zusammensitzt, mein man, es wäre eine Minute. Sitzt man jedoch eine Minute auf einem heißen Ofen, mein man, es wären zwei Stunden. Das ist Relativität.1

Lust und Schmerz sind zwei Empfindungen, die unser Zeitgefühl besonders stark beeinflussen.

Schmerz empfinden wir, wenn sich unser Bewusstsein auf eine Gefahr für die Selbsterhaltung richtet. Unsere Muskeln und unsere Seele schmerzen gleichermaßen, wenn sie zerreißen. Zum Zwecke der Selbsterhaltung müssen wir die Auflösung der Zeit erhöhen: Jede Sekunde zählt.

Empfinden wir dagegen Lust, gibt es keine Bedrohung. Wir können es uns erlauben, Zeit verstreichen zu lassen. Die Auflösung der Zeit sinkt und wird grobkörniger: Solange alles gut ist, können wir dumpfer Zufriedenheit dösen. Eine Sekunde mehr oder weniger macht keinen Unterschied.

Wer ein langes Leben will, braucht Schmerz.


  1. Philip Zimbardo and John Boyd (2011): Die neue Psychologie der Zeit, Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag. S.14. auf Amazon ansehen 

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