Die Drogenszene als Kanarienvogel in der Kohlemine

Wenn wir am Wochenende losgehen, heißt es irgendwo für drei Tage am Wochenende einfach loslassen, den Alltag hinter sich lassen, so sich von gesellschaftlichen Normen und Zwängen, Konventionen zu befreien, einfach auszuflippen, ein bisschen Spaß zu haben und vor allen Dingen miteinander Spaß haben. Das heißt also, ganz groß geschrieben wird Gemeinschaft, Unity nennen wir das so und ja die Aggressionslosigkeit in der Szene, das ist mit am Wichtigsten.1

Ja, ich arbeite sehr sehr viel und ich möchte halt einfach am Wochenende mich ausstanzen, mich austoben. (…) Es ist für mich da absolute entspannen. (Chefsekretärin nach eigenen Angaben)1

Am Wochenende loslassen. Wer will das nicht, wenn er den Rest der Woche mit etwas verbringt, dass in unglücklich macht? Da ist es, was hinter dem Ausspruch “Endlich Wochenende” steckt. Wie könnte man das benennen? Jochen kann uns dabei helfen.

Man muss diese beiden Sachen aber auch klipp und klar trennen können. Man muss Profi sein beim Feiern, wissen was abgeht, und man muss aber auch draußen in der Gesellschaft Profi sein, wissen, was abgeht, um nicht irgendwie eines Tages auf die Schnauze zu fallen. Und das habe ich mit professioneller Schizophrenie gedeutet.1

Love, Peace, Befreiung. Die Schlagworte alter Hippiezeiten. Die Technoszene hat sie wiederbelebt.1

Ein Hauptunterschied ist, dass letztendlich jede Jugendbewegung, die in unserer Zeit authentisch sein will, tatsächlich Abschied nehmen muss von solchen Vorstellungen, wie den finalen Heilsbotschaften. Wenn ich sage “Befreiung” beispielsweise, ist das ganz abstrakt gesagt. Ich würde nie sowas sagen wie “Die klassenlose Gesellschaft und was weiß ich was, was für eine super Sache man da aufbauen kann. Ich glaube, dass eine authentische Musikbewegung heute sowas gar nicht mehr versprechen kann. – DJ Westbam1

Während in der Hippe-Bewegung diese Worte noch ernst gemeint wurden, sind sie in der Techno-Szene der 1990er Jahr nur noch “abstrakt” gemeint. Früher hat die Jugend ihre Aufgabe zu rebellieren ernst genommen und ihre relative Narrenfreiheit genutzt, um Wirkung erzielen zu wollen. Heute geht es nur noch um ein Gefühl, dass man selbst hat. Es geht nicht mehr um andere Menschen, sondern nur um einen selbst.


  1. Roberto Capelluti and Broka Herrmann (1996): Im Techno Rausch – 60 Stunden Dauerparty. 

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