Ich wurde häufig mit der Frage konfrontiert, warum ich so viel Sport mache. Ich halte die körperlichen Mittel zur Vervollkommnung für sehr effektive Mittel und in diesem Post will ich erklären warum.
Harmonisierung ist ein mächtiges Mittel der Vervollkommnung. Unsere Lebenszeit auf der Erde ist begrenzt. Findet man einen Weg durch zur gleichen Zeit mehrere Bereiche seines Selbst zur Vervollkommnung zu bringen, hat man viel gewonnen. Durch intentionale Anreicherung von Situationen kann man dies wenigstens dem Anspruch nach erreichen. Was ist intentionale Anreicherungen? Intention heißt Absicht. Man reichert also Situationen mit Absichten an.
Viele verbinden mit sportlichem Training nur die Verbesserung des Körpers. Sie würden also den Gang zum Boxverein der körperlichen Vervollkommnung zuordnen. Doch er kann viel mehr als das sein.
Wer sich mit dem Boxen intensiver beschäftigt, wird auf die Behauptung “Boxen ist Schach mit den Fäusten” stoßen. Ob man nun die Komplexität von Schach und Boxen vergleichen kann, sei dahingestellt. Was aber stimmt ist, dass man beim Boxen sehr viel davon hat, sein strategisches Verständnis zu verbessern. Außerdem nützt es einem viel, wenn man seine Fähigkeit Muster zu erkennen ausprägt. Man versteht schneller, wie man seinen Fuß dreht um die Hüfte zu drehen um den Schlag härter und schneller werden zu lassen. Man versteht, warum man sich in der Ringmitte aufhalten sollte und nicht an die Seile gedrängt boxt. Wenn man Neugier als Offenheit des Geistes auffasst, dann ermöglicht es einem ein guter Geist den Anweisungen des Trainers aufmerksam zu sein. Mit einem guten Geist wird man besser im Boxen. Man kann das Boxtraining benutzen um seinen Geist zu trainieren.
Ebenso kann man seine Seele durch das Boxtraining zur Vervollkommnung bringen. Sich in den Ring zu stellen erfordert so einiges. Man muss sich gegen die lockenden Alternativen wehren, die sich einem sehr schnell auftun. Man könnte auch mit Freunden Eis essen, anstatt sich in eine Situation zu begeben, in welcher man womöglich verletzt wird und sehr wahrscheinlich Schmerzen ertragen muss. Nicht umsonst gibt es jede Menge Motivationsvideos, in welchen verschiedene Sportler vorbildhaft sich selbst überwinden und sich trotz aller Gründe weiter in Richtung ihrer Ziele werfen. Sport kann den Charakter bilden. Warum habe ich dann den Begriff der intentionalen Anreicherung verwendet?
Ich habe ihn verwendet, weil es auch ohne alle dieser geistigen und seelischen Aspekte möglich ist Sport zu treiben. Man kann sich lustlos in ein Fitnessstudio schleppen, seinen Geist und seine Seele so abschalten, wie man es in einer Anstellung am Fließband machen würde. So trennt man Geist und Seele vom Körper ab. Man wird selbstverständlich seinen Körper ein kleinwenig verbessern, obwohl mit Neugierde, Aufmerksamkeit und Durchsetzungswillen auch der körperliche Aspekt des Trainings stärker werden würde. Der größte Verlust ist jedoch die Trennung von Geist und Seele. Man muss sich aktiv für eine Anreicherung entscheiden, muss sich aktiv für einen Einklang der Aspekte seines Selbst einsetzen.
Man hat so viel mehr vom Leben im Sinne der Vervollkommnung, wenn man die Bereiche seines Selbst zum Einklang bringt, so dass alle Handlungen über alle drei Kanäle laufen. So gewinnt man immer in allen drei Bereichen.
Auch das Lebensglück profitiert von diesem Einklang. Bringt man die drei Aspekte seines Selbst zur gleichen Ausrichtung und führt alles zugleich zur Vervollkommnung, erfährt man das Gefühl eins mit sich zu sein. Man erlebt, wie es ist, wenn man sich der Situation völlig bewusst ist und spürt sehr direkt, wie das Selbst wächst und gedeiht. Es ist das Gefühl, dass man das richtige Leben führt. Das ist unheimlich beruhigend und vermittelt Sicherheit, so dass man mehr in sich ruht.
Das Glück, das man empfindet, hat nicht gleichen Charakter als würde man sich besaufen und mit seinem Kumpels Playstation spielen. Ich behaupte, dass es viel fundamentaler ist, weil es nicht nur die primitiven Bereiche des Gehirns stimuliert und das Glücksempfinden mit eine Handlungen und Situationen verbunden werden (Besoffen mit Freunden). Man erhält die Möglichkeit das Glück mit sich selbst zu assoziieren. Man erhält die Möglichkeit sich selbst genug zu sein, wie Nietzsche sagen würde. Deswegen rechne ich dem körperlichen Bereich große Bedeutung zu, denn hier ist es leicht die anderen Bereiche mit einzubeziehen, während Situationen mit geistiger oder seelischer Vervollkommnung eher schwer mit der körperlichen Vervollkommnung in Einklang zu bringen sind.
In welchem Verhältnis man die Situationen seines Lebens gestaltet ist natürlich dem eigenen Ermessen überlassen. Ich sehe keine Rechtfertigungsmöglichkeit zu bestimmen, welches Verhältnis von Körper, Geist und Seele bei der Vervollkommnung anzustreben ist. Weil der körperliche Aspekt so viel Potential hat eben auch den anderen Bereichen zu Wachstum zu verhelfen, halte ich es für einen Fehler diesen Bereich zu vernachlässigen.
Es geht über das Sprichwort “Mens sana in corpore sano” hinaus. Ich formuliere dies als Imperativ:
Lass’ deinen Körper Abbild eines gesunden Selbst sein.