Die klassische und oft belächelte Frage nach dem Sinn des Lebens ist trotz ihres schlechten Rufs eine zentrale Frage in unser aller Leben. Wenn Moral die Antwort auf die Frage “Was soll ich tun?” liefern soll, dann erhält man durch die Frage nach dem Lebenssinn ein grundsätzliches Ziel, an welchem man seine Handlungen orientieren kann. Diesem Zweck sollten die Handlungen dann dienen, wenn man diesen Sinn gefunden hat. Ob und welchen man finden kann, will ich mit den nächsten Zeilen herausfinden.
Hier schließt sich dann die Begriffsfindung an. Was soll dieser Sinn überhaupt sein? Nachfolgend will den letzten Zweck, der allen Handlungen schlussendlich eine Richtung geben soll, Sinn des Lebens oder synonym Lebenssinn verstehen.
Das Leben ist begrenzt durch den Tod. Diesem kann man nun Bedeutung beimessen oder nicht. Wenn man in seinem Leben mehr Dinge machen will, als seine aktuellen Bedürfnisse zu stillen, dann muss man diesem Sachverhalt Bedeutung für sein Handeln beimessen. Wenn man es nicht tut, ist man schneller tot, als man die Zwecke realisiert, die man sich gesetzt hat.
Ich sehe nun grundsätzlich zwei Dinge, die als Kriterium für eine Setzung eines letzten Zwecks in Frage kommen:
- Das Glücksparadigma: Alles, was das Glück erhöht, ist gut.
- Das Vervollkommnungsparadigma: Alles, was mich zu einem besseren Selbst macht, ist gut.
Ich spreche mich stark für Zweiteres aus, denn der erste Punkt ist sehr angreifbar, weil er in Konflikt mit anderen Werten kommt:
Wenn ich mich als Mensch beweisen will, muss ich ich zeigen, dass ich kein Tier bin. Dass sollte man immer dann tun, wenn man sich der Rechte eines Menschen versichern will. Für Rechte muss man sich qualifizieren, man muss die Kriterien ihrer Zuweisung erfüllen. Entscheidet man sich nun für das Glücksparadigma, macht man genau das, was das Konzept des Tieres erfüllt. Man reduziert sich auf seine Instinkte und es zählen einzig Fressen, Saufen, Schlafen und Ficken. Die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens, entscheidet hier auch, ob man sich der Rechte als Mensch qualifiziert.
Selbstverständlich kann man sublimieren und sein Glücksempfinden über soziale Anerkennung usw. erhalten. Doch gegen diesen indirekten Weg spricht, dass er nicht nur unökonomisch, sondern auch inkonsequent ist. Wenn alles gut ist, was Glücksempfindungen hervorruft, dann sind Dinge, die die Zugänglichkeit zu diesen Empfindungen einschränken, schlecht. Es ist mit Sicherheit leichter einen Hamburger zu essen als sich als besonders fürsorgliche Krankenschwester hervorzutun. Außerdem ist die Lebensmitteltechnologie zuverlässiger als die Dankbarkeitsäußerungen der Patienten. Die sind manchmal auch einfach undankbar, während man die Standardisierungsbemühungen der Fastfoodketten als erfolgreich bezeichnen kann.
Führt man die Orientierung dieses Paradigmas auf die Spitze, sind sogar die Grundbedürfnisse zu stillen ein Weg zweiter Klasse sein Leben zu bestreiten. Schon einige Jahrzehnte zuvor hat man in Experimenten mit Ratten die Glückszentren elektronisch stimuliert. Es ist unser Gehirn, das wir als Mittel verwenden können Glück zu empfinden.
Entscheidet man sich konsequent für das Glücksparadigma, ist es die moralischste Lösung sich einen Chip ins Hirn zu pflanzen und auf den Schalter “Glück” zu drücken. Von hier aus ist es nur noch eine formale Frage, ob man sein Glück maximieren sollte und sterben oder ob man das Glück maximal verlängern sollte, so dass ein Glücksintegral über das Leben maximiert wird.
Das Glücksparadigma scheidet unter den obigen Voraussetzungen aus. Wenden wir uns nun dem Vervollkommnungsparadigma zu:
Der Begriff Vervollkommnung meint im moralischen Sinne grundsätzlich Selbstvervollkommnung. Dieses Selbst soll der vollkommenen Form angenähert werden. Die vollkommene Form des Selbst ist die Form, bei welcher das zur höchstmöglichen Ausprägung gebracht ist, was im Selbst angelegt ist.
Das ist eine Leerformel. Die Richtung ist nicht vorgegeben, weil nicht näher bestimmt ist, was überhaupt in Anlage zu finden ist. Das heißt, man kann aus dieser Formulierung nicht ableiten, was vollkommenes Selbst sein soll.
In der Anleitung zum Blog will ich eben gerade dies nicht bieten. Deswegen sollte spätestens an dieser Stelle klar sein, dass es nicht um den Sinn des Lebens geht, sondern welchen Sinn man sich selbst gibt, in dem man seinem Leben einen Zweck gibt. Einige Dinge schließen sich qua notwendigem Widerspruch aus, aber jeder muss selbst entscheiden, was die grundlegenden Werte sind. Man kann sich auch gegen seine Menschlichkeit entscheiden. Man muss eben bereit sein auch die Rechte eines Menschen aufzugeben. Beides zusammen geht nicht. Das zu verstehen, ist der Prozess der Heilung von einer moralischen Störung.
Tiere, die sich trotzdem für dieses Thema interessieren, sind selbstverständlich weiter eingeladen. Ich hoffe euch davon zu überzeugen, dass es im Leben nicht darum gehen sollte, lediglich die glücklichste Version seiner Selbst zu werden. Ich denke, dass man das nicht bis in die letzte Konsequenz hinein verfolgen kann.
Denjenigen, die sich für das Vervollkommnungsparadigma entschieden haben: Keine Sorge. Es gibt genug Gründe dafür, dass man glücklich sein soll, weil glücklich sein in vielen Fällen zu einem vollkommenerem Selbst führt. Es ist nur so, dass man nicht immer das Essen kann, wozu einen die Nahrungsmittelindustrie manipulieren will und man kann nicht immer einen leichten Weg wählen.
In den nächsten Posts will ich dieses Thema weiter ausarbeiten. Damit ist eine weitere Ankündigung verknüpft. Der Blog hat sich in der kurzen Zeit ein wenig weiterentwickelt. Zunächst wollte ich auch meinen ästhetischen Neigungen, was Sprache angeht, entsprechen. Entgegen der Kritik diesbezüglich wird es mit Sicherheit Posts geben, in welchen ich von überformter Sprache gebraucht mache. Ein Beispiel dafür ist “Schäme dich, Weib!“. Das Vorhaben, aus Donner & Pflicht das Sprachrohr einer fiktiven Person zu machen, stelle ich aber ein. Es wird meine Kanzel sein. Auch wenn demnächst der Fokus auf der Selbstvervollkommnung als Lebensparadigma liegen wird, überlege ich, ob ich mich als Person vorstelle. Sicher bin ich mir dabei noch nicht und es kann vielleicht für immer ausbleiben.
Nach wie vor sehe ich den Zweck dieses Blogs am Ende eine Anleitung zum guten Leben zu erhalten. Vormals ging es nur um moralische Fragen. Es ging um das “was” des Sollens. Es ist wahrscheinlich, dass ich einige Ideen zur Umsetzung der Zwecke hier zur Verfügung stellen werde. In meinem echten Leben erlebe ich es oft, dass Menschen zwar überzeugt von der Richtigkeit einer Sache sind, aber an der Auswahl der Mittel scheitern. Dem will ich Rechnung tragen.
Ich bin mir nicht sicher, wann ich diesen Post veröffentlichen werde, aber der Entwurf für einen Ratschlag zum Vermeiden kleiner Übergriffe im Alltag als Kommunikationstechnik liegt in meinem Archiv. Eine gute Freundin hat mich zu diesem Post inspiriert. Das wäre ein Beispiel für die “Wie”-Seite der Moral. Also wird dies nicht nur eine Präsentation verschiedener Zwecke sein. Es werden sich auch einige Mittel hier versammelt finden lassen.
Als nächstes werde ich dafür argumentieren, dass Vervollkommnung keine Suche nach einem Mittelmaß sein kann. Bis dahin.
Man findet sich plötzlich auf dieser Welt wieder, weiß nicht wo man her kommt und was der Sinn des ganzen ist und stellt sich die Frage: “Was soll ich tun?” Soweit so gut. Dass man – sofern man eine Antwort auf diese Frage findet – sein Handeln letztendlich ausschließlich danach ausrichtet, ist auch konsequent. Soweit stimme ich dir zu 100% zu.
Als nächstes sagst Du, das Leben sei durch den Tod begrenzt. Das scheint so zu sein. Aber was nach dem Tod passiert, können wir nur für den Körper beantworten. Ob es so etwas wie eine Seele, die unabhängig vom Körper existieren kann, gibt, wissen wir nicht. Diese Frage spielt hier aber eigentlich auch keine entscheidende Rolle. Es besteht die Möglichkeit, dass das Leben vollständig durch den Tod begrenzt ist. Da wir die Frage nach einem Leben nach dem Tod nicht beantworten können, konzentrieren wir uns auf die Dinge, die wir wissen. Im Moment wissen wir nur, dass wir und unsere Umwelt existieren. Ob die Realität dem entspricht, was wir wahrnehmen, oder ob es die “Realität” als solche überhaupt geben kann, spielt für unser eigenes Handeln keine Rolle. Die Welt ist das, was wir wahrnehmen. Interessant ist aber die Tatsache, dass wir unsere eigene Wahrnehmung verändern können, aber das nur am Rande. Wir haben der eigenen Wahrnehmung nach mindestens bis zu unserem Tod Zeit Entscheidungen über unser Handeln zu treffen.
Als nächstes sagst Du: “Ich sehe nun grundsätzlich zwei Dinge, die als Kriterium für eine Setzung eines letzten Zwecks in Frage kommen”. Und das ist auch schon das Problem. Du kannst einen Zweck nicht einfach “setzten”. Zumindest nicht allgemeingültig für andere Menschen. Entweder existiert ein Sinn, oder eben nicht. „Warum setzen Sie eigentlich voraus, dass ein Leben, außer da zu sein, auch noch etwas haben müsste oder auch nur könnte – eben das, was Sie Sinn nennen?“ (Günther Anders) Ob das Leben nun einen Sinn hat, kann ich nicht beantworten. Ich weiß nur, dass ich und meine Umwelt der eigenen Wahrnehmung nach existieren. Jetzt bin ich auf diese r Welt, was soll ich jetzt tun? Das Leben hat möglicherweise keinen Sinn und wenn doch, dann kenne ich diesen nicht. Aber wenn ich schon mal hier bin, dann mache ich halt das beste daraus. Ich habe Angst davor zu sterben und es gibt Dinge im Leben, die mir Spaß machen. Also versuche ich mein Glück zu maximieren. Das ist der einzige Zweck, den ich ohne willkürliche Hilfskonstruktionen, logisch finde. Du sagst, dieser Zweck stehe in Konflikt mit anderen Werten. Dem Stimme ich grundsätzlich zu. Die Frage ist aber woher diese Werte kommen und wer sie definiert. Wir können nicht einfach irgendwelche Werte als (gott-)gegeben annehmen. Grundsätzlich besteht durch Zusammenarbeit mit anderen Menschen die Möglichkeit, dass alle beteiligten langfristig bei der Maximierung des eigenen Glücks profitieren. Viele moralische Ideen lassen sich alleine durch diesen Grundsatz in die eigenen Handlungsentscheidungen verankern. Wenn du sagst, dass dieser Zweck angreifbar ist, dann meinst du vermutlich die Möglichkeit das eigene Glück auf Kosten anderer zu maximieren. Dies ist meiner eigenen Empfindung nach unmoralisch (scheinbar in Übereinstimmung mit anderen Menschen). Woher diese moralischen Empfinungen der Menschen kommen ist dabei eigentlich unerheblich. (Ich habe evolutionstheoretische Erklärungsmodelle. Mir wurde auch schon erzählt, das sei Gott. Meinetwegen. :) Ich habe diese moralischen Vorstellungen und sie hindern mich daran, auf Kosten anderer glücklich zu werden. Selbstbetrug und Verdrängung stehen dem entgegen. Das wissen, sich selbst zu betrügen, macht zumindest mich wiederum unglücklich. Auf diese Weise muss der Zweck “Maximierung des eigenen Glücks” nicht in Widerspruch zu anderen Wertvorstellungen stehen.
Wenn Du das Vervollkommnungsparadigma (“Alles, was mich zu einem besseren Selbst macht, ist gut”) als letzten Sinn “setzt”, wie Du selbst sagst, ist das meiner Ansicht nach willkürlich. Mir stellen sich mehrere Fragen: Was macht jemanden zu einem “besseren Selbst”? Wie ist das definiert? Wer definiert das? Warum ist das gut? Auch wenn wir uns vermutlich auf eine Definition für einen “guten” Menschen einigen könnten, so scheint das Ziel, ein besserer Mensch zu werden, als letzter Zweck willkürlich. Wenn du dieses Ziel wiederum als Mittel zum Zweck “Maximierung des eigenen Glücks” benutzt, so stimme ich mit Dir überein. Leider scheint es Menschen zu geben, die ihr eigenes Glück auch auf Kosten ander maximieren. Sei dies durch Selbstbetrug/Verdrängung oder aufgrund des Nichtvorhandenseins von Moralvorstellungen. Das ist zwar traurig aber was sollen wir daraus im Hinblick auf den Sinn des Lebens schließen?
Ich möchte im Folgenden noch auf ein paar Sätze von dir eingehen. “Wenn ich mich als Mensch beweisen will, muss ich ich zeigen, dass ich kein Tier bin” Warum möchtest du dich als Mensch beweisen? Bei mir ist es so, dass es mich glücklich macht, zu wissen, dass ich selbstbestimmt und rational handeln kann. Es ist allerdings auch menschlich, nicht alle Entscheidungen rein rational zu treffen. Einen Übermenschen, im Sinne Kants, gibt es vermutlich nicht. So nahe wie möglich daran zu kommen kann trotzdem erstrebenswert sein. Allerdings nicht als Selbstzweck. “Wenn alles gut ist, was Glücksempfindungen hervorruft, dann sind Dinge, die die Zugänglichkeit zu diesen Empfindungen einschränken, schlecht.” Nicht, wenn man sich dem bewusst ist und – warum auch immer – moralische Wertvorstellungen hat. Desweiteren kannst du daraus weder Rückschlüsse darauf ziehen, dass “Glücksmaximierung” nicht als Lebenssinn in Frage kommt, noch dass es einen anderen Lebenssinn geben muss. “Entscheidet man sich konsequent für das Glücksparadigma, ist es die moralischste Lösung sich einen Chip ins Hirn zu pflanzen und auf den Schalter “Glück” zu drücken” Die Vorstellung ist faszinierend, beängstigend und irgendwie traurig zugleich. Ich bin insofern froh, dass dies bisher nicht möglich ist. Warum das so ist, weiß ich allerdings nicht. Seine eigene Menschlichkeit zu begreifen bedeutet auch einzusehen, dass man nicht alles erklären kann. Auch wenn es menschlich ist, dass man dies gerne könnte. Wenn du dich der Willkür bedienst um einen Sinn zu definieren, dann kannst du auch einfach an einen Gott glauben. Dagegen ist nichts einzuwenden, aber man sollte den eigenen Glauben niemandem aufdrängen. Es kann frustrierend sein, über solche Dinge nachzudenken und keine Antworten zu finde. Aber was will man machen? Am Ende lande ich immer bei Sokrates: “Ich weiß, dass ich nichts weiß”
So ist das nicht gemeint. Jeder muss wählen. in meiner kleinen Welt könnte ich natürlich den Zweck einfach für andere setzen und das machen genug Leute auch so. Alleine der Satz “Das ist doch nicht normal.” spricht Bände. Dagegen habe ich mich allerdings entschieden. Deswegen setze ich auch keine Zwecke für andere Menschen, sondern versuche nur auszuloten, welche Möglichkeiten es gibt.
Ich rede nicht von DEM Sinn des Lebens. Ich will hier nur die Überlegungen und Entscheidungsmöglichkeiten geben, wie man seinem eigenen Lebene einen letztgültigen Zweck geben kann.
Dann hast du dich entschieden. Aber wie du unten sagst, kannst du das nicht konsequent durchführen. Ich bin mir sicher, dass du auch schon Entscheidungen zum Wohle anderer und deinem gleichzeitigen Unwohl getroffen hast, weil du es für das Richtige gehalten hast. Die Möglichkeit mit dem direkten Stimulieren des Belohnungszentrums scheint dir auch nicht genehm zu sein, obwohl es die logische Konsequenz aus diesem Paradigma ist. Soweit ich das sehe, sind da noch Widersprüche, an welchen du arbeiten kannst.
Das ist aber nicht gemäß des Glücksparadigmas. Wenn du dein eigenes Glück maximieren willst, dann muss das Glück der anderen keine Rolle spielen. Ansonsten kommen andere Werte wieder ins Spiel.
Dabei geht es um deinen Anspruch. Wenn du sagst, dass dich solche Unfairness unglücklich machst, nimmst du einen sekundären Wert in dein System auf. Das steht noch nicht im Widerspruch zum Glücksparadigma, aber deine Handlungen fußen nur noch als Ursache auf diesem. Du sagst ja nicht, dass du Ungerechtigkeit als schlecht empfindest, weil sie dich selbst unglücklich macht. Du kannst Ungerechtigkeit nur sinnvoll bewerten, wenn es um die Ungerechtigkeit selbst geht.
Genau das. Um diese Willkür geht es. Ich habe mir die Konsequenzen dieser Entscheidung angesehen und soweit ich sie überblicke ist es das, was ich will.
Deswegen habe ich auch geschrieben, dass dies erstmal als Leerformel verbleibt. Ich will niemandem sein Ziel vorgeben. Es geht nur darum Entscheidungen und Möglichkeiten zu explizieren.
Ich halte es für richtig. In meinem Wertesystem erhalten Menschen bestimmte Rechte. Diese will ich haben. Also versuche ich mich als Mensch zu qualifizieren.
Das ist keine moralische Frage. Nur weil Menschen aktual irrational sind, heißt das nicht, dass sie es auch sein sollen. Zur Erklärung: Ich strebe keine Ausschaltung des Gefühls an, sondern rationalen Umgang auch mit diesen. Wenn ich mich in einer Liebesbeziehung befinde, dann treffe ich keine rein rationalen Entscheidungen, weil eben das irrational wäre. Eine Liebesbeziehung ist ein Ort, an welchem Gefühle nicht nur wichtig sind. Ohne sie hat man eben keine Liebesbeziehung. Will man also eine Liebesbeziehung führen, muss man in einigen Situationen den rationalen Anspruch in den Hintergrund drängen.
Ich schließe es nicht aus der Sache selbst. Aber genau diese moralischen Wertvorstellungen sind es, die diese Position widersprüchlich machen. Entweder strebe ich nach meinem Glück oder nicht. Man kann auch mit den Widersprüchen leben. Das ist aber eine Möglichkeit, die ich nicht für vielversprechend halte. Der Schluss ergibt sich aus deinem nächsten Punkt.
Genau hier liegt für mich der Hase begraben. Einerseits kannst du nicht nach Glück streben und andererseits eine Möglichkeit maximales Glück zu erhalten beängstigend finden. Da kommen eben noch andere Werte ins Spiel. So hast du aber keine Klarheit, was du mit deinem Leben anfängst, sondern einen tumorigen Behemoth von Wertesystem.
Wenn du einsehen nicht im verstehenden Sinne meinst sondern als Akzeptanz sind wir uns einig.
Könnte ich, führt aber zu anderen Widersprüchen.
Eben hier kommen weitere Werte ins Spiel. Ich strebe aber nach Klarheit im Leben und der Zweck meines Lebens soll klar formuliert sein. Deswegen auch meine Überlegungen.
Am Widerstand wachsen. http://www.textlog.de/21488.html
Ich halte halt nichts davon sich einen Sinn für sein eigenes Leben auszudenken. Mit dem Wissen, dass all meine Handlungen auf einen Sinn ausgerichtet sind, der letztendlich meiner Fantasie entstammt, kann ich auch einfach ohne Sinn vor mich hin leben und jede einzelne Handlung zum Selbstzweck erklären.
Zu den vermeintlichen Widersprüchen:
Wenn ich von der Richtigkeit einer Sache überzeugt bin und sie zu meinem eigenen Unwohl umsetzte, dann macht mich das langfristig glücklicher, weil ich mich an meine moralischen Werte halte. Das wissen, mich selbst zu betrügen würde mich langfristig unglücklicher machen. Die moralischen Werte existieren, so wie ich und die Umwelt existieren. In diesem System, das ich wahrnehme, muss ich mich bewegen. Ich sehe hier keinen Widerspruch. Ich glaube übrigens, dass alle Menschen diese moralischen Werte haben. Sie sind nur erfolgreicher sich selbst zu betrügen und zu verdrängen. Man kann ihnen aber ihre Widersprüche klarmachen. Auf diese Weise tragen Menschen immer noch Verantwortung für ihr eigenes Handeln.
Die Idee mit der Stimulation des Belohnungszentrums ist mir unangenehm. Aber daraus können wir nichts schließen. Wenn dies tatsächlich möglich wäre könnte ich konsequenterweise nicht widerstehen. Die Idee gefällt mir nicht, aber ich mache mir die Welt nicht so wie sie mir gefällt. Ich nehme etwas wahr und ziehe daraus meine Schlüsse. Aber was macht Dich eigentlich so sicher, dass es dauerhaft möglich ist, auf diese Weise glücklich zu werden. Bei dem Experiment mit den Ratten wissen wir nur, dass diese die Stimulation des Belohnungszentrums anderen Bedürfnissen vorgezogen haben, bis sie schließlich gestorben sind. Wie glücklich sie dabei waren, wissen wir nicht. Von Drogen wissen wir beispielsweise, dass das Gehirn langfristig eine Toleranz entwickelt und dass einem Rausch immer ein Comedown folgt. Glück muss nicht nur ein neurochemicher Prozess sein.
Im Grunde genommen sind wir ja gar nicht so weit auseinander mit unseren Ansichten. Aber ich sehe die Vervollkommnung nicht als Selbstzweck an.
Damit hast du dich eben in diese Richtung entschieden. Wenn ich zwischen sinngebender Selbstbestimmung und Fremdbestimmung entscheiden muss, wähle ich immer Selbstbestimmung.
Wenn du Sachen ausschließlich der Glückssumme wegen machst, sind deine moralischen Werte nur Mittel zum Zweck “Glück”. Das ist ein Widerspruch in sich. Wenn es dir um nur um Glück geht, dann gibt schnellere und effizientere Wege. Zum Beispiel den Schalter.
Es ist möglich. Hat man schon in den 50er Jahren gemacht. Aus deiner Antipathie dem Schalter gegenüber kann man sehr wohl was schließen. Dass hier nämlich Glück nicht der einzige Wert deines Lebens ist. Sonst hieße es Glück um jeden Preis.
Die kausale Geschlossenheit der Welt gilt (die ist ziemlich robust), ist Glück ein neuronaler Prozess.
“Damit hast du dich eben in diese Richtung entschieden. Wenn ich zwischen sinngebender Selbstbestimmung und Fremdbestimmung entscheiden muss, wähle ich immer Selbstbestimmung.” Das ist schön für dich. Ich habe keine Wahl. ;)
“Wenn es dir um nur um Glück geht, dann gibt schnellere und effizientere Wege. Zum Beispiel den Schalter.” Wo kann ich diesen Schalter kaufen? :D
Ich weiß die Entscheidung ist letztlich willkürlich, aber Gründe sich für ein Paradigma zu entscheiden hat man ja trotzdem:
Betreibt man Selbstvervollkommnung um einen bestimmten Gefühlszustand zu erreichen ( Erfüllung, tiefe Zufriedenheit, reines Gewissen) oder um die Welt zu einem besseren Ort zu machen (Nächstenliebe, Pflichbewusstsein, Dankbarkeit) ? Also als Mittel zum Zweck.
Oder ist Selbstvervollkommnung selbst Zweck ? Wenn ja, warum setzt man sich ausgerechnet diesen ? Einfach nur damit man irgendeine widerspruchsfreie Sinngebung hat ? Sicher nicht nur, weil die andere Alternative “Glücklichsein” widersprüchlich ist und wegfällt.
Wenn ich an die Konsequenzen dieses Lebensweg denke, stelle ich mir ein unglaubliches Gefühl von Erfüllung vor. Das motiviert mich, aber dadurch mache ich doch Selbstvervollkommnung zum Mittel für den Zweck Erfüllung (auch wenn sie nicht so banal ist wie Glücklich seien). Das widerspricht eigentlich schon der Definition von Lebenssinn als endgültigem Zweck.
Wenn ich so einen schweren Weg gehen will, sollte ich mir sicher seien, ob ich ihn wirklich selbst für richtig erkannt und richtig verstanden habe. Deswegen die Fragerei.
Kann man in diesem Fall vielleicht gar nicht zwischen Mittel und Zweck, zwischen Vervollkommnung und den dadurch ausgelösten Emotionen unterscheiden ?
Im Grunde geht es um die Antwort auf die Frage “Was soll ich tun?”. Die kann man sich im Moment stellen oder auch als generelle Frage für sein Leben. Wenn man sich die Frage für sein Leben stellt, soll die Antwort auch sinnvoll sein. Du willst dir selbst ja nicht irgendeinen Quatsch erzählen. Diese Voraussetzung ist Widerspruchsfreiheit als absolute Minimalvoraussetzung. Ex falso quodlibet.
Nun haben wir zwei Kandidaten: 1. Glücklichsein 2. Vervollkommnung.
Von diesen beiden Kandidaten haben wir nur einen, der überhaupt als Antwort in Frage kommt: Vervollkommnung. Glücklichsein ist nicht widerspruchsfrei zu verfolgen.
Das einzig sinnvolle, was man auf die Frage nach dem Lebenssinn, der grundlegenden Version der Frage “Was soll ich tun?”, antworten kann, ist Vervollkommnung.
Beispiel: Du fragst nach der Uhrzeit und ich sagst “Blau”. Kann ich machen, aber dann labere ich scheiße.
Das ist die formale Seite der Medaille. Die psychische, also emotionale Seite der Medaille, hat natürlich ihre eigene Geschichte. Das ist mein Text, weshalb man sagen kann, dass ich ganz offenbar eine systematische, eine formale, Begründung für diesen Lebenssinn gebe. Aber meine Erfahrungen als Boxer, Ereignisse in meiner Kindheit usw. haben alle zu den Voraussetzungen geführt, dass ich diesen Text geschrieben habe.
Ich glaube, du unterscheidest nicht zwischen dem formalen Anspruch der Begründung einerseits und den psychischen Voraussetzungen so etwas zu formalisieren. Du hast vielleicht nicht den Text geschrieben, aber das lesen und für wahr befinden, hat die gleiche Funktion. Dass du ein Mensch mit Emotionen bist, steht außer Frage, aber ist nicht alleinige Voraussetzung für das Fürwahrhalten. Du kannst natürlich auch eine Gefühlstheorie der Mathematik formulieren und dich fragen, was die emotionalen Voraussetzungen für die Fibonacci-Formel waren und deine jetzigen sind, wenn du sie versuchst nachzuvollziehen. :)
Mir ging es mehr darum, was einen dann letztlich motiviert sein Leben so zu gestalten. Widerspruchsfreiheit ist Vorraussetzung etwas Sinnvolles zu tuen, aber Widerspruchsfreiheit ist doch nicht die Motivation im Leben.
Was tuen ? Vervollkommnung. Aber warum ? Sicher nicht nur, weil ich keine andere Wahl habe ?
Und könnte es nicht noch eine Vielzahl anderer Paradigmen geben, die in Frage kommen (z.B. Altruismus soweit möglich ohne sich selbst aufzugeben) ?
Ein interessanter Gedanke ist es tatsächlich zu sagen, dass man keine Wahl hat, man nur das machen kann und dies entweder gut oder schlecht macht, aber das müsste ich erstmal weiterverfolgen.
Meine Motivation war genau das: Ich habe mich gefragt, was ich tun soll. Also welchen Sinn ich meinem Leben gebe. Vervollkommnung ist der einzige Sinn, weil alles andere eben keinen Sinn macht. Mir reicht die formale Begründung als Anfangspunkt.
Kann es eine Vielzahl anderer Paradigmen geben? Wahrscheinlich schon, aber Altruismus ist auf jeden Fall keine sinnvolle, solange du dich selbst nicht aufgeben willst. Dann balancierst du Altruismus und Egoismus als Widersprüche aus und die Sinnlosigkeit ist schon eingebettet. Damit fällt das als sinnlos raus. Vervollkommnung ist bisher der einzige Kandidat, der mir als sinnvolle Antwort auf das Problem untergekommen ist.
Du fragst nach der Psychologie dahinter. Motivation ist nichts Formales. Daher meine Gegenfrage: Was ist das Ziel deiner Frage? Was ist das Ergebnis, dass du erzielen willst?
Ich habe mich gefragt, ob meine Motive moralisch sind und ob Motivation moralisch sein muss. Ich sehe gerade, dass hast du und deine Leser in “Habe Mut zur Moral!” angeschnitten.
Handel ich vielleicht richtig, aus den falschen Beweggründen heraus ? Was soll ich wollen ?
Der Gedanke kam mir. Wenn mich jemand in 10 Jahren fragt: “Warum hast du das gemacht?” Und ich dann antworte: “Weil alles andere keinen Sinn macht.” Die Begründung ist komisch. Natürlicher wäre irgendwie zu sagen: “Vervollkommnung, um mich selbst zu finden, weil es immer cool ist nachher stärker zu seien, um möglichst viel im Leben mitzunehmen, um besser für meine Umfeld/Umwelt zu seien, alles andere wäre langweilig, weil es mir gut tut gesund zu seien, weil ich angst davor habe krank zu werden,….”
In “Eine Agenda für Donner & Pflicht” schreibst du : “[…]Wohin (Vervollkommnung),[…]. Wie halte ich das aus? (Inspiration)” und “Die Gewissheit, dass man das Richtige tut, reicht nicht aus.[..] Man muss inspiriert und begeistert von seinem Leben sein um die Widerstände nicht nur mit Tugend anzugehen.”
Ich glaube wir sind uns einig, dass man einen emotionalen Zugang zu seinem Leben braucht. Andererseits will man auch moralisch gerechtfertigt handeln. Das ist mein Konflikt.
Das rein rationale Motiv ist moralisch richtig, motiviert aber nicht. Die irrationale Motive sind nicht moralisch gerechtfertigt, teilweise egoistisch, aber nötig um handlungsfähig zu seien.
Welches von beiden Motiven setzt man sich nun als ultimativen Zweck ? Kann man womöglich beides gleichzeitig als letzten Zweck setzen ? Deshalb hab ich die Frage gestellt, um Zweck und Mittel zu klären.
Und das will ich wissen, damit ich es immer klar als letztendliches Ziel vergegenwärtigen kann.
Es kommt darauf an, was genau du mit Motivation meinst. Man kann sich dafür stark machen, dass die Energie für das Handeln, was mana ich als Motivation bezeichnen könnte, nur aus dem Es kommen kann. Es sind unsere Triebe, die uns antreiben, im wahrsten Sinne des Wortes. Mit unserer Vernunft sitzen wir da wie Kapitäne auf dem wütenden Meer und können nur mit Müh und Not die ungefähre Richtung bestimmen.
@10 Jahre: Mir nicht. Ich sage das regelmäßig. Das schließt auch an das Letzte an. Das Vergegenwärtigen ist nur ein Feature, aber scheint mir nicht, das eigentliche Ziel sein zu können. Ich hatte eher an etwas gedacht: Ich finde Vervollkommnung richtig, muss aber auch irgendwie Triebe, die quer dazu stehen, in den Griff bekommen.
@Emotionaler Zugriff: Warum sollten Emotionen und Vernunft sich einander ausschließen? Sie können auf das Gleiche hinauslaufen, was schlussendlich auch der Prozess der Vervollkommnung ist: Widerspruchsfreiheit.