Zur Zeit finden die olympischen Spiele statt und jeder scheint eine kurze Pause an einem der allgegenwärtigen Bildschirme zu machen um einen Blick auf die oft kurzen Momente zu erhaschen. Die üblichen Gefühle, die dabei entstehen, sind Be- und Verwunderung ob der Möglichkeiten, die im menschlichen Körper angelegt zu scheinen.
Ist das die richtige Bewunderung? Wenn wir Bewunderung einem direkten Wortsinn verstehen, “etwas Be-wundern” versuchen zu verstehen, kommen wir darauf, dass bewundern ein epistemischer Akt ist. Wir versehen etwas mit dem Etikett: Das ist ein Wunder!
Nachfolgenden will ich ein Wunder so verstehen: Etwas unmöglich Scheinendes, das seine Möglichkeit durch Existenz beweist.
Ich frage mich: Was scheint unmöglicher? Über eine bestimmte Höhe zu springen, eine Strecke in bestimmter Zeit zurückzulegen oder Jahre oder Jahrzehnte der Entbehrung durchzumachen. Jeden Tag gnadenlos zu trainieren. Gnadenlosigkeit wird schwer, wenn man selbst derjenige ist, dem die Gnade verwehrt bleibt.
Ich bewundere den Menschen, der seine Menschlichkeit beweist, in dem er zeigt, dass er kein Sklave seiner Lust ist. Man muss das Leben auch genießen können. Ein häufiger Ausdruck, der mir in Konfrontation mit gefordertem Verzicht begegnet. Man kann das Leben genießen. Man kann sich gemütlich auf das Sofa legen und bei heißer Schokolade dem Gewitterregen lauschen. Doch dann kann man nicht erwarten, dass man die Möglichkeiten, die in einem angelegt sind, ausschöpft.
Die Olympioniken zeigen uns nur, was möglich ist. Sie zeigen nicht, wie hoch man springen oder wie schnell man laufen kann. Sie zeigen uns die scheinbare Unmöglichkeiten der Selbstüberwindung als Realität. Die gnadenlose Realisierung der in uns angelegten Möglichkeiten.
Das ist das wahre Wunder von Olympia. Es dauert nicht zehn Sekunden oder hundert Meter. Es dauert auch nicht die vier Jahre harten Trainings und Entbehrung. Es beginnt in dem Augenblick, wo ein kleines Kind sich selbst eine Bestimmung gibt. Ein zehnjähriges Kind, dass nicht mit anderen Kindern spielen will, weil es sonst das Training verpasst.
Nicht dass jemand 100 Meter in unter zehn Sekunden läuft, ist verwunderlich. Dass jemand seit Jahrzehnten nichts anderes macht, außer zu trainieren 100 Meter in unter zehn Sekunden zu laufen, das ist verwunderlich.
“Der wichtige Unterschied von machtbedingter und überzeugungsbedingter Willenserfüllung ist, dass die Selbstbestimmung im ersten Fall untergraben wurde und im Zweiten nicht.” In der Realität gibt es keine klare Aufspaltung zwischen machtbedingter und überzeugungsbedingter Willenserfüllung aufgrund subjektiver Wahrnehmung.Ein kurzes Beispiel: Person A ist ein millionenschwerer Finanzmogul, der sein Finanzkonzept zum Besten gibt. Person B ist ein Obdachloser von milieutypischer Erscheinung, der haargenau dasselbe erzählt. Die Mehrheit wird Person A eher Glauben schenken als Person B, die Machtposition, wie auch immer geartet, wird in die Überzeugung miteingreifen.
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